Der Fall Lawal

Schon wurde die nächste Frau zum Tod verurteilt

BERLIN taz ■ Kaum war das Urteil gegen Safiyatu Husseini aufgehoben, kam die Nachricht vom nächsten: Die Nigerianerin Amina Lawal wurde, wie gestern Nachmittag bekannt wurde, schon am Freitag von einem Scharia-Gericht zum Tode verurteilt. Der Fall der Bäuerin aus dem Dorf Kurami im Bundesstaat gleicht dem Safiyatu Husseinis: Auch Amina Lawal ist 35 Jahre alt, und auch sie wurde verurteilt, weil sie als geschiedene Frau ein außereheliches Verhältnis hatte, das zum Geburt eines Kindes führte.

Ende 2000 ließ sich Amina Lawal scheiden; wenig später ging sie eine Beziehung mit Yahaya Mohammed ein, der in ihrem Dorf lebt. Er habe versprochen, sie zu heiraten, sagte sie vor Gericht aus. Sie wurde schwanger und gebar Anfang 2002 ein Kind. Am 4. März wurden die beiden von ihren Dorfgenossen festgenommen und dem islamischen Richter des nahen Orts Bakori vorgeführt. Amina Lawal war geständig – und wurde zum Tode verurteilt. Yahaya Mohammed hielt sich an das Vorbild Bill Clintons: Er habe mit der Frau ein Verhältnis gehabt, aber kein sexuelles, sagte er; da es keine weiteren Zeugen gab, wurde die Anklage gegen ihn fallen gelassen.

Amina Lawal hat nun 30 Tage Zeit, Berufung einzulegen. In einer Hinsicht ist sie besser dran als Safiyatu Husseini, deren Heimatstaat Sokoto als besonders rückständig in Sachen Scharia gilt. Der für Amina Lawal zuständige Provinzgouverneur Musa Yar’Adua ist ein Freund von Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo und gehört zu einer Familie, die sich im Widerstand gegen die Abacha-Militärdiktatur einen Namen gemacht hat. Das islamische Strafrecht duldet er in seiner Provinz zwar, fördert es aber nicht. Vier Scharia-Urteile über Diebe, denen die Hand abgehackt werden soll, warten schon seit einiger Zeit auf seine Zustimmung, und er beeilt sich nicht. DOMINIC JOHNSON