Waghalsiges Manöver

■ Absturz des SAR 71-Rettungsflieger: Immer mehr spricht für Pilotenfehler

Der Verdacht konkretisiert sich: Der Absturz des SAR-Rettungsfliegers vom Typ „Bell UH/1D“ am 14. März ist auf ein waghalsiges Flugmanöver des alkoholisierten Piloten Dieter S. im Zusammenspiel mit einer falschen Reaktion von ihm zurückzuführen. „In einer solchen Verbindung ist es möglich, dass ein Rotorblatt durch einen Energieschub bricht“, so zwei Ingenieure für Fluggerätebau gegenüber der taz hamburg.

Wie berichtet, befand sich „SAR 71“ im Landeanflug über Hummelsbüttel, als er über Feuerwehrfunk wieder abbestellt wurde. Statt ein übliches seichtes Wendemanöver zu fliegen, wollte S. – um nicht in den Korridor der Flughafenlandebahn 1 zu geraten – eine hochgezogene scharfe Kehrtwendung fliegen. „Wenn sie korrekt und mit dosierter Leistung geflogen wird, ist sie auch für ein Zweiblatt-Rotor-system relativ harmlos“, erklärt auch eine Pilotin imAbendblatt. „In diesem speziellen Fall führte sie aber mit 99-prozentiger Sicherheit zum ,Mastbumping': Beim schnellen Hochziehen und abrupten Andrücken gerät der Helikopter in die Schwerelosigkeit“, sagt sie.

In einer solchen Situation werden die Rotorblätter das Zweiblattsystems schwer belastet: Sie wollen nach oben schlagen. Wenn ein Pilot dezent reagiere, bestätigen die Ingenieure, stabilisiere sich der Flieger leicht. Wenn der Pilot aber überreagiere, könne das Rotorblatt wegen des Überdrucks brechen. Unvermeidliche Folge: Absturz.

Da Dieter S. mit über 3500 Flugstunden als erfahrener Pilot galt, sehen die Ermittler vor allem den ermittelten Alkoholwert von 1,5 Promille als Ursache dafür, dass S. sich selbst ver- und den Hubschrauber überschätzte. ms