Künast hat Leuchttürme gefunden

Wettbewerb der Regionen ist zu Ende gegangen. Expertenjury und Künast haben 18 Modellregionen ausgesucht, in denen exemplarisch neue Wege der Landwirtschaft beschritten werden sollen. „Fasziniert vom Ideenreichtum und der Motivation“

von SUSANNE AMANN

Den Spruch haben wohl schon immer alle knappen Verlierer gehasst: „Gewonnen haben eigentlich alle Bewerber, alleine durch ihre Teilnahme,“ verkündete Verbraucherschutzministerin Renate Künast am Mittwochabend, um dann doch die Liste der Teilnehmer zu verlesen, die ein bisschen mehr gewonnen hatten als die anderen. Zusammen mit einer unabhängigen Jury aus Agrarexperten hatte die Ministerin über die Gewinner des Wettbewerbs „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“ entschieden.

206 Regionen hatten an dem im September ausgeschriebenen Wettbewerb teilgenommen, dessen Ziel die Förderung einer verbraucherfreundlichen und umweltgerechten Landwirtschaft war. Für eine multifunktionale Agrarpolitik brauche man Leitbilder, Politiker seien auf Anregungen von Bauern, Verbrauchern, Produzenten und Umweltschützern angewiesen, hatte Künast damals erklärt. Für diese Kreativarbeit will das Ministerium rund 62 Millionen Euro bis 2005 zur Verfügung stellen.

„Agrarpolitik ist mehr als die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion“, sagte Künast am Mittwoch. Deshalb habe die Jury Projekte ausgesucht, die die drei Grundpfeiler der neuen Verbraucher- und Agrarpolitik miteinander verbänden. Diese drei Pfeiler seien Verbraucherorientierung, natur- und umweltverträgliche Landwirtschaft sowie die Stärkung ländlicher Räume und Schaffung zusätzlicher Einkommensquellen. „Jede Region hat ihre spezifischen Besonderheiten,“ so Künast weiter. Dies hätten auch die unterschiedlichen Bewerbungen im Rahmen des Wettbewerbes gezeigt, deren Projektpläne von ökologischem Landbau über regenerative Energien bis hin zu Regionalvermarktung und Tourismus reichten.

In einer ersten Vorentscheidung waren 32 Anträge ausgewählt worden, die zur Ausarbeitung eines ausführlichen, integrierten Entwicklungskonzept aufgefordert wurden. Dieses wurde mit 5.000 Euro unterstützt. „Auch die nicht ausgewählten Teilnehmer verfügen damit über Konzeptionen, die ihnen neue Perspektiven für die Zukunft ihrer Regionen eröffen,“ tröstete Künast. Die 18 ausgewählten „zukunftsweisenden Leuchttürme“ können im Schnitt mit jeweils 1,8 Millionen Euro jährlich gefördert werden. Ausgewählt wurden sechs Regionalkonzepte aus ostdeutschen Bundesländern und zwölf westdeutsche Regionen. Strukturschwache, abgelegene Gebiete wie zum Beispiel die Odermündung sind ebenso dabei wie Stadt-Land-Regionen wie das Weserland um Bremen.

Ausgezeichnet wurden Projektplanungen in allen Bundesländern außer Berlin und Hessen. Die Mehrzahl der eingereichten Modelle wollen sowohl den Ökolandbau und die regionale Vermarktung fördern, als auch den eigenen Naturraum stärken. Auch sozio-ökonomische Themen wie zum Beispiel die deutliche Abwanderung in wirtschaftlich schwachen Gebieten wie der Sächsischen Schweiz wurden in die Planungen miteinbezogen. Das Projekt, das die Region Altmarkt in Sachsen-Anhalt vorgesehen hat, beschäftigt sich mit regenerativen Energien, hier setzt man auf Biomasse.

„Ich war wirklich fasziniert von dem Ideenreichtum und der großen Motivation, die die Menschen mitgebracht haben,“ sagte Künast am Mittwoch. Bei vielen Gesprächen zu ihrem Amtsantritt hätten ihr zwar viele Leute genau diese Motivation signalisiert, trotzdem sei sie von der Resonanz überwältigt gewesen. Dies zeige, dass die Menschen großes Interesse an einer neuen Landwirtschaft mit anderen Zielen hätten. „Sie wurden angestoßen kreativ zu sein, und freuen sich, dass sie dafür auch noch Geld bekommen!“