Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: Hamburger Stadtentwässerung

Seit Jahren schon wird in Hamburg gebuddelt und gebuddelt und gebuddelt. Und immer genau dort, wo es besonders schön ist – am Wasser! Wer dort so eifrig im Erdreich herumgräbt, ist lustigerweise die „Hamburger Stadtentwässerung“. Vom Namen dieser Behörde her möchte man meinen, Hamburg sei ein urzeitliches Sumpfgebiet und die Stadtentwässerung habe es sich zur Aufgabe gesetzt, die durchsumpfte Stadt endlich trockenzulegen. Doch weit gefehlt. Hamburg soll gar nicht entwässert werden! Wäre doch auch schade ums schöne Wasser.

Und da kommen wir dem Rätsel der Stadtentwäserungswerbung schon ganz nah: Es geht um das „schöne Wasser“. Hamburg, die Feuchte, hat nämlich immer schon gewisse Schwierigkeiten gehabt, das saubere vom brackigen Wasser zu trennen. Kam ein ergiebiger schöner Sommerregen vom Himmel, drückte es das Abwasser aus den alten Sielen nur allzu gerne in die hübschen Kanäle. Der Isebekkanal etwa war vor ein paar Jahren so randvoll mit Schiet und Pipi, dass selbst die Enten erst nach Monaten sich hier wieder heimisch fühlten.

Und durch die neuen Siele, für die so eifrig gebuddelt wird, soll das Wasser azurblau und nachgerade tropentauglich werden. Riesenschildkröten sollen unter der Köhlbrandbrücke herumpaddeln! Jawoll: „Das Ziel ist klar.“ Oder doch nicht? Jetzt erst, seit Schills Wahlsieg, sticht auf einem neuen Plakatmotiv ins Auge, was wirklich geplant ist: Hamburg soll Seehafen werden, so richtig mit allen Schikanen, mit Salzwasser bis in die Alster! Seehunde sollen sich dort tummeln und nach dem Brot von Rentnerinnen schnappen. Ente ade! Die Nordsee kommt – alles für die Wirtschaft! Die sind doch alle verrückt geworden. RKR