„Sogar jetzt uriniere ich noch Blut“

Mugabes Terrormaschine: Ein simbabwischer Bürger beschreibt seine Erlebnisse in den Händen von Regierungsmilizen

Die simbabwische Menschenrechtsorganisation „Amani Trust“ hat pünktlich zur Wahl Berichte über die Gewalt regierungstreuer Milizen in der Region um die Stadt Bulawayo gesammelt. Die taz dokumentiert die leicht gekürzte Aussage eines Folteropfers.

„Ich bin 22 Jahre alt und lebe in Ntabizinduna. Am Sonntag, 24. Februar, ging ich mit meinem Fußballteam auf das Sportfeld für ein Fußballspiel. Das andere Team kam nicht, also gingen wir zum Getränkekiosk. In der Nähe liegt die Klinik, die jetzt ein Jugendmilizenzentrum ist. Etwa 50 Milizionäre leben dort. Einige von ihnen fanden uns und zwangen uns, in ihr Lager zu gehen. Dort sperrten sie uns in ein Zimmer mit etwa 20 Milizionären.

Sie fragten uns, warum wir nicht der Miliz beigetreten sind. Ich sagte, ich arbeite. Sie sagten, wir seien Verräter.

Sie begannen, uns mit Ästen eines Gummibaums zu schlagen. Wir mussten sitzen und die Beine ausbreiten, und sie schlugen uns auf den Kopf, die Fußsohlen und den ganzen Körper.

Dann nahmen sie uns hinaus in den Hof. Sie übergossen uns mit Wasser und zwangen uns, Purzelbäume zu machen. Immer wenn unser Rücken oben war, wurden wir geschlagen. Es gab eine Wassertonne und wir mussten nacheinander hineinsteigen. Sie schlugen uns dann auf den Kopf, bis wir den Kopf ins Wasser tauchten. Immer beim Atemholen wurde man geschlagen.

Abends kam der Kriegsveteran, der die Miliz leitet, und gab uns Decken. Sobald er weg war, nahmen die Milizen die Decken weg und gaben jedem einen nassen Sack. Darin sollten wir schlafen. Die ganze Nacht gossen sie immer wieder Wasser auf uns.

Um sechs Uhr früh mussten wir weitersingen. Mittags kam ein Traktor und brachte uns zum Trainer der Miliz. Im Trainingslager erkannte ich Gefängniswärter – auf ihren Hemdsärmeln stand ZPS (Zimbabwe Prison Service). Wir wurden vom Traktor gezogen und geschlagen. Ein Wärter zog meinen Kopf immer wieder nach hinten und dann schlugen mich die anderen ins Gesicht. Der Jugendliche sagte dann, wir seien Mörder und das Blut auf meinem Hemd sei von unseren Opfern.

Dann brachte uns der Geheimdienst CIO in einem Lieferwagen mit Regierungsnummernschild nach Bulawayo. Die CIO-Leute brachten uns nach Magnet House, Zimmer vier im Erdgeschoss. Es waren drei. Sie zwangen uns in die Hocke mit geradem Rücken, als säßen wir auf Stühlen, aber es gab keine Stühle. Vorher zogen sie uns nackt aus. Wenn wir nicht hocken bleiben konnten, wurden wir mit einem Besenstiel geschlagen.

Sie stellten eine Frage und schlugen dann los, egal was man sagte. Wir fielen immer wieder unter den Schlägen um. Dann hielt einer unsere Beine mit einem Stuhl nieder, während die anderen uns schlugen. Sie wollten, dass wir sagen, wir seien MDC-Mitglieder. Wir sollten sagen, wo sich die MDC trifft und wer MDC-Mitgliedskarten in unserer Gegend verkauft. Sie schlugen mich oft zwischen die Beine mit dem Besen. Sogar jetzt uriniere ich noch Blut.

Meinem Freund nahm der CIO seinen Ausweis ab, wahrscheinlich, damit er nicht wählen gehen kann. Ich hatte meinen nicht dabei.

Wir wurden fünf Stunden lang geschlagen. Dann sagten sie, wir könnten uns anziehen und gehen. Draußen konnten wir kaum noch laufen. Ich werde auf jeden Fall wählen gehen, und dann fühle ich mich besser.“