Fin del botellón

Um die Sufftreffen tausender Jugendlicher zu beenden, will Madrid das Trinken von Alkohol im Freien verbieten

MADRID taz ■ Spaniens Hauptstadt hat ein Alkoholproblem. Eine Radikalkur soll dem jetzt abhelfen. Der Chef der Madrider Autonomieregierung, Alberto Ruiz Gallardón, hat ein Gesetz vorbereitet, das den Konsum alkoholischer Getränke im Freien verbietet und den Verkauf stark einschränkt. Damit will der Konservative verhindern, dass sich auch weiterhin Wochenende für Wochenende zehntausende von Jugendlichen auf den Plätzen in der Altstadt Madrids versammeln und dort bis in die frühen Morgenstunden nur einer Beschäftigung nachgehen: Saufen bis zum Abwinken.

„Botellón“, Riesenflasche, heißt diese Mode, die längst auch in anderen Städten die Anwohner um den Schlaf und die Stadtverwaltung um hohe Beträge bringt. Tonnen von Müll muss die Stadtreinigung alleine in Madrid jeden Samstag und Sonntag einsammeln. Die Rettungswägen karren regelmäßig Jugendliche mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. In den anliegenden Straßen und Hauseingängen stinkt es nach Urin und Erbrochenem. Als einzige profitieren Dutzende von kleinen Geschäften – meist im Besitz von chinesischen Inhabern – von der Mode. Für zwölf Euro verkaufen sie einen „Kitt für den Botellón“, bestehend aus einem Liter Whisky, einer großen Flasche Cola, Eiswürfeln und Plastikbechern.

Das neue Gesetz soll endgültig mit den alkoholisierten Versammlungen Schluss machen. Jugendliche, die künftig auf der Straße trinken, sollen zu Wochenendarbeit im Altenheim oder bei der Straßenreinigung, verdonnert werden. Wer nach 22 Uhr Alkohol egal an wen – verkauft, muss mit einer Strafe zwischen 60.000 und 600.000 Euro sowie mit Entzug der Lizenz rechnen. Zigaretten und Alkoholwerbung wird künftig im regionalen Radio und Fernsehen verboten sein. Einzige Ausnahme des Verbots für Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen sind die Terrassen der Bars im Sommer und die Stadtteilfeste.

Die Opposition hält nichts von strikten Verboten. „Es würde reichen, wenn die Gemeinden Grenzen abstecken und einige Zonen zum Trinken freigeben, wo niemand gestört wird“, sagt ein Sprecher der Sozialisten. Die Kommunisten denken weiter. „Wir müssen gegen die Alkoholkultur vorgehen“, verlangt ihr Fraktionschef. 58 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren konsumieren regelmäßig Alkohol. Weitere 18 Prozent hin und wieder. Viele Experten bringen diese Umfrageergebnisse mit einer anderen Ziffer in Zusammenhang. Jeder vierte Jugendliche verlässt die Schule ohne Abschluss. REINER WANDLER