Gefesselt, gefoltert und ab ins Lager

Wie Chinas Polizei die Priester der katholischen Untergrundkirche behandelt: Gläubige berichten

PEKING taz ■ Mehrere Priester der katholischen Untergrundkirche in China sind nach ihrer Verhaftung im vergangenen Sommer gefoltert worden. Das berichteten jetzt Katholiken, die mit dem Fall vertraut sind, gegenüber der taz. Die Geistlichen gehören zu einer Gruppe von zehn Priestern, die am 10. Juli in der chinesischen Südprovinz Jiangxi im Ort Yingtan festgenommen wurden. Polizisten brachten sie in Arrestzellen des Kreises Chongren. Dort wurden sie gefesselt. Beamte zwangen sie in die in China berüchtigte „Flugzeug“-Position, bei der die Arme grausam verdreht und mit Gegenständen beschwert werden. Dabei wurden die Gefesselten von Polizisten geschlagen und auf diese Weise gezwungen, „Geständnisse“ zu unterschreiben, heißt es.

Die Priester gehören der so genannten Untergrundkirche Chinas an, die heimlich Geistliche und Bischöfe weiht und Gottesdienste im privaten Kreis veranstaltet. Der Vatikan publizierte jüngst eine Liste von über fünfzig Bischöfen und Priestern, die in China derzeit im Gefängnis sitzen oder ständig von der Polizei beobachtet werden.

Einige der Gefangenen erhielten Ende Oktober offiziell ihre Entlassungspapiere, blieben aber trotzdem in Haft. Die Dokumente nannten als Grund für die Festnahme „Störung der gesellschaftlichen Ordnung“. Sechs der Geistlichen sind laut jüngsten Berichten inzwischen ins Yongqiao-Umerziehungslager in der Nähe der Hauptstadt Nanchang gebracht worden. „Umerziehung“ in einem Lager wird in China nicht vom Gericht, sondern von der Polizei angeordnet. Einer der Priester habe drei Jahre Haft erhalten, die anderen 18 Monate. Fünf weitere Priester sollen sich noch in Polizeigewahrsam in Chongren befinden.

Die Berichte widersprechen der Behauptung der Regierung, dass „niemand in China wegen seines Glaubens ins Gefängnis kommt“, wie Staatschef Jiang Zemin noch letzte Woche bei einer Pressekonferenz mit US-Präsident George W. Bush erklärte. LI