Heinrich Wilhelm

Heinrich Wilhelm Rühmann, genannt Heinz, wurde am 7. März 1902 in Essen geboren. Sein Vater betrieb zunächst eine florierende Bahnhofswirtschaft, später das riesige Hotel Handelshof gegenüber dem Essener Hauptbahnhof. Doch das Unternehmen geht 1913 Bankrott, die Eltern trennen sich, und die Mutter zieht mit ihren drei Kindern nach München. Heinz Rühmann bricht in der Unterprima die Schule ab und geht zum Theater. In den Zwanzigerjahren hat er Engagements unter anderem in München, Breslau und Berlin.

Den Durchbruch zum Filmstar erlebt er 1930 mit seiner Rolle als Pfiffikus in „Die Drei von der Tankstelle“. Als erster Komiker mit Jahresvertrag dreht er bis Kriegsende in rascher Folge 53 Spielfilme. Bisweilen gibt es Kritik, weil sein Spiel zu vorhersehbar erscheint. Von seiner jüdischen Frau Maria Bernheim lässt er sich 1938 scheiden. Pro forma heiratet diese anschließend einen Schweden und überlebt im schwedischen Exil die Judenverfolgung der Nazis.

Nach dem Krieg gründet Rühmann eine eigene Filmproduktionsgesellschaft, die Comedia Filmgesellschaft mbH. Es entstehen skurrile bis anspruchsvolle Filme (so die Groteske „Der Herr vom anderen Stern“ oder „Berliner Ballade“ mit Gert Fröbe als Otto Normalverbraucher; beide 1948), doch das Unternehmen endet nach nur wenigen Jahren in völliger Verschuldung. Filmrollen sind in dieser schwierigen Zeit rar.

Mit der Verfilmung des „Hauptmanns von Köpenick“ unter der Regie von Helmut Käutner wendet sich für Rühmann das Blatt wieder zum Guten. Fortan legt er Wert auf das Nebeneinander von leichter („Charleys Tante“) und ernster Unterhaltung („Der brave Soldat Schwejk“). In seinen letzten Lebensjahren tritt er vor allem mit Lesungen von Weihnachtsmärchen auf. In Wim Wenders’ Film „In weiter Ferne, so nah“ steht er 1993 zum letzten Mal vor der Kamera. Er stirbt am 3. Oktober 1994.

Wer sich für die Lebensgeschichte des Schauspielers interessiert, kommt an Rühmanns Autobiografie, „Das war’s“ (Ullstein, Berlin 1985, 313 Seiten, 7,95 Euro), nicht vorbei – auch wenn man hier über Rühmanns Leidenschaft für Hunde und schnelle Maschinen (seien es nun Flugzeuge oder Autos) mehr erfährt als über seine drei Ehefrauen. Für Filmfans ein wenig enttäuschend: Im Vordergrund stehen Rühmanns Erinnerungen an seine Zeit beim Theater, die Filmrollen hingegen bleiben vergleichsweise unterbelichtet.

Bereits im vergangenen Jahr sind gleich drei Biografien des Schauspielers auf den Markt gekommen. „Heinz Rühmann. Der Schauspieler und sein Jahrhundert“ von Franz Josef Görtz und Hans Sarkowicz (C. H. Beck, München, 434 Seiten, 22,50 Euro) basiert auf einem gründlichen Quellenstudium vor allem der Feuilletons. Eine persönliche wie politische Wertung von Rühmanns Künstlerleben vermeiden die Autoren.

In dieser Hinsicht mutiger, bisweilen gar wagemutig ist „Ich brech’ die Herzen. Das Leben des Heinz Rühmann“ von Fred Sellin (Rowohlt, Reinbek, 413 Seiten, 19,90 Euro). Von allen Rühmann-Biografen wahrt Sellin den größten Abstand zu seinem Untersuchungsgegenstand. Im Internet stellten Rühmann-Fans fest, dieses Buch habe ihnen ihren Star verleidet. Thorsten Körners „Ein guter Freund. Heinz Rühmann“ (Aufbau-Verlag, Berlin, 479 Seiten, 25 Euro) verbindet Solidität und kritischen Blick. Hier findet sich kein Klatsch, im Vordergrund steht der Versuch, das Phänomen Rühmann begreifbar zu machen. RKR