Kinderfreizeit in Not

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg plant, die Mittel für Stadtranderholungen zu streichen. Reinickendorf hat bereits gekürzt. Der Grund: Finanznotstand in den Bezirken

Am 5. März muss die Internetseite des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg vielleicht überarbeitet werden. Noch steht da, die Behörde werde auch in diesem Sommer wieder Reisen und Stadtranderholungen für Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 14 Jahren anbieten. Schon am 6. März könnte es heißen: „Aus Kostengründen kann das Amt künftig keine Reisen mehr finanzieren.“ Das Amt erwägt, den bisherigen Zuschuss in Höhe von 208.000 Euro für den Erholungsbereich zu streichen. „Noch wird das Vorhaben geprüft“, sagt Eva Götz, Leiterin der Abteilung Jugendförderung. Eine Entscheidung gegen das Erholungsprogramm hält Götz aber für „sehr realistisch“.

Betroffen von den Einsparungen wären etwa 250 Kinder im Bezirk, darunter auch knapp zehn behinderte. Acht Reisen waren für sie und alle anderen dieses Jahr geplant, unter anderen in das „Haus am Wannsee“. Seit Jahren nimmt das Haus während der Sommerferien 100 Kinder auf. Von „Erlebnispädagogik“ spricht Mitarbeiterin Marion Wegener. Backen, T-Shirts bedrucken oder Piratenspiele – für viele Kinder ist das Erholungsprogramm die einzige Möglichkeit, den Sommer in der Stadt zu genießen.

Sollte das Bezirksamt die Zuschüsse streichen, stünden viele Eltern vor einem Problem. Da Berufstätige meist nur Anspruch auf drei Wochen Sommerurlaub haben, müssten sie sich für die übrige Zeit nach einer neuen Betreuungsmöglichkeit für ihren Nachwuchs umsehen.

Bereits vollzogen sind die Kürzungen im Bezirk Reinickendorf. Schon 2001 waren die Zuschüsse zu den Jugendreisen um fast die Hälfte auf knapp 200.000 Euro gekürzt worden. 2002 hat man sich zur Radikalkur entschlossen. „Gerade die sozial schwächergestellten Familien trifft das natürlich hart“, räumt Jugendstadtrat Peter Senftleben (SPD) ein. Dass Reisen ersatzlos gestrichen würden, ließe sich nur verhindern, wenn sich ein freier Träger fände. Zuschüsse des Bezirks seien aber auch dann nicht zu erwarten. Die Reisen würden dadurch teurer und für viele Familien unerschwinglich.

In Lichtenberg-Hohenschönhausen dagegen lässt das Bezirksamt die Ferienreisen für Kinder und Jugendliche unangetastet. „Wir halten an den geplanten Erholungsmaßnahmen fest“, sagt Fachbereichsleiter Jörg Redel. 2001 wurden rund 150.000 Euro bereitgestellt. Mit einem ähnlichen Betrag werden in diesem Sommer zwei Gruppen von jeweils etwa 100 Kindern bezuschusst.

Noch steht nicht fest, ob der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Mittel streichen wird. Man stehe unter Sparzwang, sagt Eva Götz. Es sei auch möglich, dass nur ein Teil der Mittel gekürzt wird. Eine Entscheidung soll bei der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 5. März fallen. MLA/RÜS