Roth bayerisch gestärkt

Bayerns Spitzengrüne will einen „Frauenwahlkampf“ führen und ihr Mandat nicht noch einmal zurückgeben

AUGSBURG taz ■ Die Spitzenkandidatin der Bayern-Grünen heißt Claudia Roth. Auf dem Augsburger Landesparteitag wurde die Augsburger Direktkandidatin am Samstag mit 79,1 Prozent an die Spitze ihrer Landesliste zur Bundestagswahl gewählt. „Dass ich als Bundesvorsitzende nach dem Afghanistaneinsatz so gut abschneide, hätte ich nicht erwartet“, sagte Roth zur taz.

Roth will bis zur Wahl eine Debatte über die Abschaffung der Trennung von Amt und Mandat vermeiden. Über diese Satzungsfrage entscheide erst ein Bundesparteitag im Oktober, betonte die Exabgeordnete, die den Parlamentssitz nach ihrer Wahl zur Grünenchefin im März 2001 zurückgab. Ihre eigene Haltung zu der urgrünen Frage gab Roth nicht kund. Klar sei nur, „ich werde mein Mandat nicht noch einmal zurückgeben“.

Bei den Wahlkampfthemen legte sich Roth jedoch fest. „Wir werden einen Frauenwahlkampf machen.“ Statt Kinder, Küche und Kirche, wie Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber es wolle, seien die Grünen für „Kinder, Karriere und wirklich ganz andere Kerle“. In der nächsten Wahlperiode würde die Partei ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft durchsetzen.

Im Freistaat wollen die Grünen von 5,9 Prozent bei der vergangenen Wahl auf 6,9 Prozent zulegen. Nur so würde auch Landesvorsitzender Jerzy Montag, der nur mit Mühen auf einen der vorderen Listenplätze gelangte, in den Bundestag einziehen. Auf den sicheren Listenplätzen Nummer 2 und 4 für Männer nominierte die Partei den Energieexperten Hans-Josef Fell und den Verkehrsfachmann Albert Schmidt. Mit dem mit Abstand besten Wahlergebnis von 90,2 Prozent geht die Vorsitzende des Bundestags-Finanzausschusses, Christine Scheel, in die Wahl am 22. September. Auf Platz 5 behauptete sich die kinderpolitische Fraktionssprecherin Ekin Deligöz. OLIVER HINZ