Soundcheck

Gehört: Ryan Adams in der Großen Freiheit. Wohl kaum ein Musiker wurde so dermaßen neugierig, stillschweigend und fast ehrfurchtsvoll beäugt wie dieser junge Mann in seiner dünnen Lederjacke. Er, der Rock-Erlöser, die Sensation, der neue Bob Dylan. Nun steht er da in Fleisch und Blut: Ryan Adams. Mit fünfköpfiger Band, dreht sich mit dem Rücken zum Publikum, reckt seinen Arsch in der engen Jeans. Er ist sich bewusst, mit seinem „Nobody Girl“, dem Opener, einen der schönsten Popsongs ever geschrieben zu haben. Groß ist seine Band, teils stehen sie mit vier Gitarren da, toben sich an Endlos-Soli aus.

„Everything's kinda weird!“, stammelt er jetzt vergnügt. Und ergänzt: „I'm so fat!“ Hätte er nicht erklären müssen mit seinen versoffenen Kiemen. Er hängt am Mikroständer, fällt in seine Gitarristen, robbt über die Bühne, schaut, als sei er die Offenbarung des Abends. Besoffen sexy sein.

Heute Abend feiert er sich selbst. Und seine Band ebenfalls. Zwei Stunden stehen sie schon auf der Bühne, die ersten gehen, der Rest beginnt zu toben. „Brown Sugar“ von den Stones: Ryan steht auf den Absperrungsgittern, liegt halb auf dem Publikum, springt ganz unvermittelt rein und bricht mit den ersten Reihen zusammen. Noch weiter und sein Publikum hätte sich nackt ausgezogen. „Where do you go when you're lonely?“ fragte er am Ende. Definitiv zu Ryan Adams.

Volker Peschel