Ausgebildet zum Arbeitsamt

Erstes Sparopfer im öffentlichen Dienst wird der Nachwuchs. Drei Jahre lang hat das Land seinen Azubis die Übernahme zugesichert. Nun gilt das nicht mehr

Der Flurfunk hat es verkündet: Am 1. März werden 23 Beamtenanwärter der Senatsinnenverwaltung arbeitslos sein. Angesichts des allgemeinen Stellenabbaus ist das nicht überraschend, doch den Nachwuchsbeamten wurde noch Ende Januar Hoffnung gemacht, dass sie mit einer Gesamtnote besser als 2,99 übernommen würden. „Die haben uns nach der Prüfung gratuliert und für die Einstellungsuntersuchung zum Amtsarzt geschickt“, sagt Sascha Sakowski, einer der Betroffenen. Sie haben den Hauptpersonalrat des Landes eingeschaltet, nachdem sie von Kollegen aus dem Personalbüro von der drohenden Arbeitslosigkeit erfahren haben. Eine schriftliche Absage haben sie – drei Wochen vor Ausbildungsende – noch nicht erhalten. Die zuständige Senatsinnenverwaltung verweist darauf, dass man noch nach Lösungen suche. „Wir sind aber nicht optimistisch“, so Sprecherin Svenja Schröder-Lomb.

Der Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit, habe die Nichtübernahme aber schon bestätigt, heißt es aus dem Personalrat. Er habe darauf verwiesen, dass ohnehin Personal abgebaut werde, und da Berlin noch keinen aktuellen Haushaltsplan hat, könne man nur unbedingt nötige Einstellungen vornehmen – und das sei bei den Auszubildenden nicht der Fall. Der Personalratsvorsitzender Dieter Klang sieht das anders: „In der Vergangenheit waren immer Ausnahmen möglich“, sagt er. Schließlich hätten die Verwaltungs-Azubis auf dem freien Arbeitsmarkt kaum eine Chance – ihre Ausbildung wird nur in der öffentlichen Verwaltung anerkannt. „Wir brauchen die jungen Leute auch, um neue Idee und Schwung in die Verwaltung zu bringen“, sagt Klang. Sascha Sakowski mahnt die Vorbildfunktion des öffentlichen Dienstes an. Er und seine Kollegen haben alle Fraktionen angeschrieben und den Petitionsausschuss eingeschaltet. Alternativen zur Arbeit in der Landesverwaltung gebe es kaum, meint Klang, und bei den umliegenden Bundesländern sieht es nicht besser aus als in Berlin. MARKUS MÜNCH