standbild
: Nachtkultur

(„Die Nacht“

Dienstag, 23.55 Uhr, Arte)

Ein Sender, der wie Arte meist mit einem kulturell anspruchsvollem Programm am unteren Ende der Quote rangiert, kann es sich auch erlauben, ein echtes Außenseitermagazin ins Angebot zu nehmen. Da man aber für ein Nischenfernsehen nicht die beste Sendezeit opfern wollte, machte man aus dem Manko einfach den Sendetitel: „Die Nacht“ versorgt ab jetzt jeden letzten Dienstag des Monats den Zuschauer mit Arbeiten von noch weitgehend unbekannten Video-, Animations- und Experimentalfilmern.

Die einstündige Magazinpremiere erinnerte zwar ein bisschen an Kunsthochschule im Fernsehformat, vieles konnte sich aber sehen lassen. Überhaupt werden hier endlich einmal künstlerische Arbeiten ohne Unterbrechung von Anfang bis Ende gezeigt. Auch von besserwisserischen Kommentaren bleibt man verschont. Die Moderatorin Stefanie Schüler hielt sich weitgehend zurück, die Künstler hatten das Wort bzw. das Bild. Da war zum einen Germain Huby, der in Gestalt einer One-Man-Video-Performance bekannte TV-Formate wie „Ermergency Room“ oder „Wer wird Millionär?“ parodierte und damit auch bloßstellte. Christian Barami und Guillaume Reynard erzählten von ihrer Reise von Kasachstan nach Usbeskistan, indem sie die Bildgeschwindigkeit ständig variierten – vom schnellen Vorlauf zur Zeitlupe und zurück. Heraus kam ein gewollt beiläufiger Blick auf eine Welt, die in ihrer Rätselhaftigkeit unangetastet erschien. Die gleiche Problematik verarbeiteten Yervant Gianikian und Angela Ricci Lucchi in ihrem ästhetisch sehr beeindruckendem Kompilationsfilm „Diario Africano“. Die Italiener sammelten altes Stummfilmmaterial, das Reisende im Orient gedreht hatten, und bearbeiteten diese „objets trouvés“ wie in einem Samplingprozeß, so dass die nun teilweise eingefärbten Bilder im Zusammenspiel mit der Musik eine neue Charakterisitik annahmen.

Die Idee, in Anlehnung an die Zweisprachigkeit der Sendung die Moderatorin doppelt erscheinen zu lassen, wirkte dagegen wenig originell, sondern eher gewollt und aufgesetzt. Beispiele, wie man das Videomischpult gekonnter bedient, bot die Nachtpremiere zuhauf.

LASSE OLE HEMPEL