Viel „Kraft zum Leben“, wenig Klarheit

Seit Wochen wirbt die amerikanische DeMoss-Foundation in Deutschland für das religiöse Erweckungsbuch „Kraft zum Leben“. Zum ersten Mal stellte sich jetzt ein Stiftungssprecher der Presse – und gab sich ganz harmlos

HAMBURG taz ■ Er werde auf jeden Fall als Letzter den Raum verlassen und bleiben, bis auch die letzten Fragen beantwortet seien, sagt Mark DeMoss. Der 39-jährige Direktor der DeMoss-Foundation aus Florida hat keine Zweifel, dass sich alle Vorwürfe gegen seine Organisation auflösen werden. Mark DeMoss verteidigt sich und seine Arbeit. Ein passender Zufall, dass der Raum, in dem die erste Pressekonferenz in der 47-jährigen Geschichte der Stiftung stattfindet, „Salon Bastion“ heißt.

In Deutschland wurde die Stiftung bekannt, weil sie seit Dezember ein Buch namens „Kraft zum Leben“ verschenkt. Bereits 150.000 Exemplare des im Fernsehen und auf Plakaten beworbenen Erweckungsbuchs wurden ausgeliefert. Doch während das Buch inhaltlich harmlos ist und lediglich versucht, den LeserInnen einen „Weg zu Gott“ zu weisen, gilt das für die DeMoss-Stiftung nur eingeschränkt. Schnell wurde bekannt, dass sie Verbindungen zur frauen- und schwulenfeindlichen christlichen Rechten hat. Nun ist Mark DeMoss angereist, um diesen Eindruck zu korrigieren. Und er hat Verstärkung mitgebracht: Hermann Gühring, Unternehmens- und Sportlerberater, vertritt jene Sportler, die sich für die „Kraft zum Leben“-Kampagne zur Verfügung gestellt haben. Und auch Philip Prinz von Preußen ist gekommen, um Buch und Stiftung zu unterstützen. „Die Kirchen sollen sich freuen, dass andere Leute Geld dafür ausgeben, für sie Zubringerdienste zu leisten“, sagt Gühring. Der Prinz nickt.

Keinesfalls sei seine Stiftung in gegen Schwule gerichtete Aktivitäten verstrickt, versucht DeMoss einen der Vorwürfe zu entkräften. Man fördere Kindercamps und christliche Schulen. Was genau die Haltung der Stiftung zu Homosexualität, Abtreibung und Sex vor der Ehe ist, verrät er nicht. Er könne auch nicht bestätigen, ob die fundamentalistische „Plymouth Rock Foundation“ wirklich, wie in den USA berichtet, DeMoss-Gelder erhalten habe. Denn alle Spenden seiner Stiftung an andere Projekte seien anonym.

Nur über Formales gibt DeMoss bereitwillig Auskunft, das schafft Transparenz: Adressen würden keine gespeichert, Büros werde man in Deutschland nicht eröffnen. Mit den Kirchen habe man keinen Kontakt aufgenommen, weil man sich allein auf die Verbreitung des Evangeliums konzentriere. Dagegen, dass die Landesmedienanstalten die TV-Spots für das Buch untersagten, weil sie unerlaubte weltanschauliche Werbung seien, wolle man nicht klagen. Am liebsten, so der Eindruck, würde DeMoss die Buchverschenk-Kampagne von den sonstigen Aktivitäten der Stiftung getrennt darstellen. „Wir stellen eigentlich nur Schecks aus“, sagt er. Inhaltlich vertrete man dieselben Positionen wie der evangelikale TV-Prediger Billy Graham. Mehr ist auch nach anderthalb Stunden nicht aus ihm herauszuholen. Weitere Pressekonferenzen oder Interviews werde es nicht geben, das Buch stehe im Vordergund. Am Ende erhält jeder eine Ausgabe von „Kraft zum Leben“. Und Mark DeMoss verlässt den „Salon Bastion“. YASSIN MUSHARBASH