Knabbern an Wohn-Monstern

■ Tenever: Das städtebauliche Konzept für die Sanierung steht: Abriss für bis zu 800 der 2.700 Wohnungen sowie die Fußgänger-Ebenen

Mit Abriss und Sanierung wollen die Gewoba, die Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG) und eine Tochter der Hochtief AG Projektgesellschaft Tenever Bremens einstigem Muster-Stadtteil zu neuem Glanz verhelfen. Zwar wollen die künftig in einer Projektgesellschaft zusammengeschlossenen Unternehmen erst diese Woche mit dem Bremer Senat Finanzierungsdetails des Mammutprojektes klären. Hans Sartoris, Stadtentwicklungs-Leiter bei der Gewoba, verkündete jedoch bereits am Mittwoch in Tenever: „Das Konzept steht.“ Eine Einigung mit dem Senat vorausgesetzt, könnten die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen.

Sanierungskonzept: Abriss

Für 500 bis 800 der nach dem pleite gegangenen Bauunternehmer Lothar Krause benannten Wohnungen – die genaue Zahl hängt vom Finanzierungskonzept ab – heißt das schlicht: Abriss. Seit Jahren nur noch zwangsverwaltet, befinden sich die 1.419 Wohnungen des „Krause-Blocks“ in einem misera-blen Zustand – auch im Vergleich zu den 1.300 Wohnungen des ehemaligen „Demonstrativ-Bauvorhabens“ Tenever, die anderen Firmen gehören. Am schlechtesten steht der sogenannte „Keßler-Block“ Ecke Neuwieder Straße / Otto-Brenner-Allee da. „Wirtschaftlich nicht mehr zu retten“, urteilen die Sanierer – ein Todesurteil für den Riesenbau. Rolf Schumann, bei der Gewoba für den Bremer Osten zuständig, meint: „Das geht weg – komplett.“ Auch an den beiden Z-förmigen Blocks an der Kaiserslauterner und Wormser Straße wird der Abrissbagger knabbern. Von den Wohn-Monstern soll die zum Pfälzer Weg hin zeigende Hälfte verschwinden – „Entdichtung“, sagen die Sanierer.

Ausgeträumt ist auch der Traum von der künstlichen „Flaniermeile“, die in viereinhalb Metern Höhe alle Wohnblöcke verbindet. Für das Über- und Untereinander von Wegen, Plätzen, Hohlräumen und Durchgängen wurden Unmengen an Beton vergossen – inzwischen sind viele zu Schmuddelecken verkommen. Unbehindert vom Autoverkehr sollten sich die BewohnerInnen des neuen Stadtteils nach den Vorstellungen der PlanerInnen aus den 70er Jahren in diesem „Kommunikationsbereich“ begegnen können. Offensichtlich eine Fehleinschätzung. „Da hat niemand flaniert“, meint Schumann lapidar.

Keine dunklen Löcher mehr

Nun müssen die Presslufthämmer ans Werk: Die Fußgängerebene im ersten Stock fällt weg, ebenso die obere Ebene der Tiefgaragen. Auch die den Hochhäusern zur Otto-Brenner-Allee vorgelagerten zweigeschossigen „Altenwohnungen“ müssen weichen. Anschließend werden die Innenhöfe, die Straßenzufahrten und die Bürgersteige komplett neu gestaltet. Statt wie bisher zwei Eingänge – einen unten auf Straßenniveau, einen zweiten im ersten Stock auf Höhe der Fußgänger-Ebene – wird es in Zukunft nur noch einen geben. Die BewohnerInnen, wünscht sich Schumann, sollen sich mit ihren Häusern identifizieren. Die Hauseingänge spielten dabei eine große Rolle. Sie sollen in Zukunft „keine dunklen Löcher“, sondern richtig repräsentative Schmuckstücke sein. Schumann: „Da muss es krachen.“

Wohnungslos werde trotz massiven „Rückbaus“ niemand, versichert Schumann. Ein „Umzugskonzept“ soll dafür sorgen, dass alle BewohnerInnen eine neue Bleibe finden. Platz ist genug: 700 Wohnungen stehen in Tenever bereits leer. Beim Umzug selbst will die Gewoba finanziell und organisatorisch helfen.

Zuvor müssen die Handwerker die verbleibenden „Krause-Wohnungen“ renovieren. Wie das aussehen soll, zeigt die Gewoba schon Ende März an ihrem eigenen Häuserblock Otto-Brenner-Straße 48 / Pirmasenser Str. 12. Wärmedämmung bei Wänden und Dächern, neue Fenster, Aufzüge und Heizzentralen sowie freundlich gestaltete Eingänge, Treppenhäuser und Außenanlagen stehen auf dem 2,5 Millionen Euro schweren Programm. Auch von außen bekommen die Häuser ein neues Gesicht: Große helle Keramik-Platten sollen den schmuddeligen Asbestbeton an der Fassade ersetzen. „Das wird ordentlich aussehen“, verspricht Schumann.

Mit den Maßnahmen will die Gewoba den Wünschen der BewohnerInnen nachkommen. In einer Umfrage zum Sanierungsvorhaben hatten sich die TeneveranerInnen allerdings mit großer Mehrheit für die Erneuerung von Küchen und Bädern ausgesprochen. Dies, so wurde auf der jüngsten Sitzung der Projektgruppe Tenever deutlich, ist jedoch nur bei den „Krause-Wohnungen“ vorgesehen. Die BewohnerInnen der übrigen Häuser vertröstet der Gewoba-Mensch: „Das machen wir zeitversetzt.“ hoi