Im Ökozug durchs grüne Brandenburg

Der VBB will mit neuen Umweltstandards für Regionalbahnen ein Vorbild sein. Das Bundesumweltministerium hilft dabei mit 2 Millionen Euro

von MARKUS MÜNCH

Der Zitronenfalter ist das Insekt des Jahres 2002. Obendrein ist er unheimlich leise, und umweltfreundlich ist er sowieso. Grund genug für den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), ihn zum Wappentier für seine neuen Umweltstandards zu machen. Leiser und umweltfreundlicher sollen nämlich auch die Regionalbahnen des VBB werden, und das Bundesumweltministerium hilft dabei: Für vier Bahnlinien sollen insgesamt 20 Dieseltriebwagen angeschafft werden.

Die müssen nach EU-Richtlinien europaweit ausgeschrieben werden, und es ist zu erwarten, dass das günstigste Angebot nicht auch gleichzeitig das umweltfreundlichste ist. Das widerspricht den Interessen des Umweltministeriums. Deshalb hat man unter den Verkehrsbetrieben Partner gesucht, mit denen die hohen ökologischen Ansprüche verwirklicht werden können. Der VBB war interessiert, und gemeinsam wurden Anforderungen entwickelt, die über die gesetzlichen Mindeststandards hinausgehen.

Anstelle der „betagten Lokomotiven mit zwei Waggons hintendran“ – wie es VBB-Geschäftsführer Uwe Stindt ausdrückt, sollen moderne Züge im Regionalverkehr für weniger Ruß- und Stickoxidausstoß sorgen. Außerdem sollen die Bahnen leiser und gleichzeitig komfortabler werden. Dem Unternehmen, das solche Züge bis 2004 kostengünstig bauen kann, winkt ein Kredit über mehrere Millionen Euro von der deutschen Ausgleichsbank (DtA), das Bundesumweltministerium übernimmt 2 Millionen Euro der Zinskosten.

„Anspruchsvolle Umweltstandards dürfen bei der Ausschreibung von Verkehrsleistungen im öffentlichen Nahverkehr nicht unter die Räder kommen, sonst verlieren Busse und Bahnen an Attraktivität gegenüber dem Pkw“, begründete Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) das Engagement seines Ministeriums bei dem Pilotprojekt. Es solle zeigen, dass es trotz einer Liberalisierung des Markts möglich ist, hohe Umweltstandards zu erfüllen. Das Umweltministerium hofft, dass das Projekt bundesweit die Aufmerksamkeit der Verkehrsbetriebe findet und dass dadurch allgemein die Standards angehoben werden.

Dafür will VBB-Geschäftsführer Stindt auch die „Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr“ nutzen. In dem Verein sind fast alle Verkehrsverbünde und Zweckverbände Deutschlands zusammengeschlosen – unter dem Vorstandsvorsitz von Uwe Stindt.

Die neuen abgas- und lärmarmen Fahrzeuge des VBB sollen ab Dezember 2004 auf den stark ausgelasteten Regionalbahnstrecken 25, 36, 60 und 63 fahren. Sie verbinden den ländlichen Raum um Templin, Werneuchen, Beeskow und Eberswalde mit Frankfurt (Oder) und Berlin.