Umstrittenes Bergbauprojekt gekippt

Norwegischer Aluminiummulti Norsk Hydro zieht sich endgültig aus Bauxitabbau im indischen Orissa zurück

OSLO taz ■ Kirchliche Gruppen hatten protestiert, die UN, Umweltschutzorganisationen sowieso: Straßenblockaden, Sabotage und Demonstrationen sind seit langem an der Tagesordnung. Zuletzt vor einem Jahr waren dabei drei Demonstranten getötet und mehrere Polizeibeamte verletzt worden. Objekt dieser Streitigkeiten: reiche Bauxitvorkommen im ostindischen Kashipur in der Provinz Orissa, die in großem Umfang abgebaut und vor Ort verhüttet werden sollen.

Was aber die Vertreibung von etwa 15.000 Hindus des Stammes der Tribalesen bedeuten würde. Die wollten und wollen ihre Heimat nicht verlassen. Sie gründeten die Aktionsgruppe „Save Bapli Mali“ und üben sich nun seit mehreren Jahren in zivilem Ungehorsam.

Im Januar 2001 legte der norwegische Aluminiummulti Norsk Hydro, der mit einem Aktienanteil von 45 Prozent in dem 1994 gegründeten Unternehmen Utkal Aluminium das Sagen hat, von dieser permanenten Opposition offenbar entnervt das Projekt für ein Jahr zunächst „auf Eis“. Man hoffte auf Verhandlungen mit der Urbevölkerung. Doch die kamen keinen Schritt voran. Nun teilte Norsk Hydro überraschend mit, man ziehe sich aus dem Projekt vollständig zurück. Begründung: Man wolle nicht hinter Polizeiabsperrungen arbeiten.

Da vermutlich auch der übrig gebliebene, zweite westliche Großinvestor, die kanadische Alcan Aluminium, ihren Ruf nicht durch die gewaltsame Vertreibung gefährden will, dürfte das nahezu ausschließlich für die Exportproduktion konzipierte Projekt vor dem Aus stehen. ExpertInnen hatten es schon vorab als profitabelstes seiner Art gefeiert. Die Osloer Wirtschaftszeitung Dagens Naeringsliv spricht von einem Phyrrussieg der ProjektgegnerInnen: „Kashipur ist einer der ärmsten Distrikte Indiens und hat einen bodenlosen Bedarf an wirtschaftlicher Entwicklung. Hier gibt es keine Gewinner, nur Verlierer.“

Utkal Aluminium und deren indischer Partner Indal waren beschuldigt worden, mit zweifelhaften, teilweise illegalen Tricks gearbeitet zu haben, um den Grund in ihren Besitz zu bringen. Norsk Hydro, das aufgrund seiner weltweiten Aktivitäten im Bauxitabbau und der Energie verschlingenden und schadstoffintensiven Aluminiumproduktion ohnehin regelmäßig Probleme mit Umweltschutzbewegungen vieler Länder hat, will laut Pressemitteilung nun seine Investitionen in „bequemeren“ Ländern verstärken: Jamaika und Brasilien. REINHARD WOLFF