China trotzt der Krise besser als andere

Jetzt Platz sechs im Weltwirtschaftsvergleich – noch vor Italien. Schlecht geht es Israel, Singapur und Sri Lanka

BERLIN taz ■ Chinas Wirtschaft wächst und klettert auf der Weltrangliste nach oben. Das staatliche Amt für Statistik verkündete am Montag eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 7,3 Prozent im Jahr 2001. Das BIP habe zum ersten Mal die Billionengrenze überschritten und werde auf rund 1,16 Billionen Dollar (1,32 Billionen Euro) geschätzt. Der US-Finanzdienstleister Bloomberg sieht China damit auf Platz sechs der Weltwirtschaften, noch vor Italien. Wenn China sein selbstgestecktes Ziel von jährlich sieben Prozent Wirtschaftswachstum verwirkliche, könne das mit 1,3 Milliarden Menschen bevölkerungsreichste Land der Erde nächstes Jahr Frankreich und 2005 oder 2006 Großbritannien überrunden.

Der Wirtschaftszeitschrift Economist zufolge wächst Chinas Wirtschaft seit 1997 jährlich um rund acht Prozent. Und die Anschläge vom 11. September in den USA haben dem Land im Gegensatz zu vielen westlichen Staaten nicht merklich geschadet. In China selbst zählen insbesondere Chemie-, Pharma- und Nahrungsmittelindustrie zu den Wachstumsbranchen. So hieß es im Mai 2001 auf der internationalen Messe für Biotechnologie in Beijing: Der chinesische Pharmamarkt sei mit 14,5 Milliarden Dollar (16,5 Milliarden Euro) bereits heute der viertgrößte der Welt und habe das Potenzial, sich weltweit zum größten Arzneimittelmarkt zu entwickeln.

Die Aufnahme Chinas in die Welthandelsorganisation (WTO) am 11. Dezember 2001 wird diese Entwicklung beschleunigen, stellt allerdings die kommunistische Regierung auch vor neue Herausforderungen: Rund 200.000 marode Staatsbetriebe sollen saniert und ein entwicklungshemmendes Stadt-Land-Gefälle beseitigt werden. Ein weiteres Problem ist die Arbeitslosigkeit. Seit 1997 ist dem Economist zufolge die Prozentzahl der erfassten Arbeitslosen von 3,1 auf 7,0 gestiegen. Dazu kommen geschätzte 170 Millionen verdeckte Arbeitslose.

Dennoch: „Verglichen mit dem Rest von Asien hat China eine der höchsten wirtschaftlichen Wachstumsraten“, sagt Liao Qun von der Standard Chartered Bank in Hongkong. Vietnam blieb 2001 trotz starken Wachstums von 6,8 Prozent hinter den optimistischen Prognosen zurück und in Singapur ging das BIP im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent zurück. Im weltweiten Vergleich sieht es nicht besser aus. Viele Länder befinden sich in einer Rezession. Israel verzeichnete 2001 ein Minus im BIP von 0,5 Prozent, Finnland von 0,7 und Sri Lanka von 3,7 Prozent.STEFAN WEILGUNY