AUCH WIR, liebe Leserinnen und Freunde, liebe GenossInnen, wünschen ein frohes Fest.

Nicht anders als alle Gazetten und Zeitungen, Magazine und Zeitschriften, in denen es die persönliche Ansprache gibt, normalerweise von einem Mann in den besten Jahren unterschrieben: ?Herzlichst Ihr ... ? (folgt Unterschrift).

Wir sagen Auguri!, Merry Christmas!, Bon Noël! undsoweiter, allerdings mit einem anderen Sättigungsgrad. Tatsächlich ist es nämlich so, dass es Anlass gibt zu Heiterkeit und Andacht, vor allem aber Dank - an Sie, unsere LeserInnen.

2001 war für alle Zeitungen ein schwieriges Jahr aus drei Gründen, die nur vermittelt miteinander zu tun haben, a) die Papierpreise sind gestiegen, b) der Anzeigenmarkt ist (hier müssen Sie sich ein höfliches Husten denken) ?stark rückläufig?, c) es gibt eine (Räuspern) ?gewisse Rezession?. Will sagen: Die internen Kosten steigen, die Einnahmen gehen dramatisch zurück, die allgemeine Lage ist schlecht.

Die taz trifft das alles weniger als andere, weil sie ohnehin kaum von Anzeigen, sondern vor allem von ihren Lesern und Genossinnen lebt, von ihren Abonnenten und Freunden. Der Betrieb, seine MitarbeiterInnen, ist auf Notration eingestellt. Die Ölkrise trifft den am wenigsten, der immer schon mit dem Fahrrad unterwegs war.

Trotzdem ist auch für die taz die Lage anhaltend ernst. Die Wege, auf denen sie mit ihrem Fahrrad unterwegs ist, sind oft unwegsam und unübersichtlich, die Bereifung ist porös, das Wetter ist schlecht. Anhaltender Gegenwind, aggressiver Autoverkehr, zwischendurch Militärkolonnen - und dann auch noch sich ständig verändernde Grenzverläufe.

Dennoch macht das Fahren Spaß, und es gibt glücklicherweise immer mehr Leser, welche die Berichte des Kuriers taz zu schätzen wissen. Die taz dankt allen, die in diesem Jahr durch Abo und Genossenschaftsanteile, durch Engagement und vielfältige Art nicht nur dazu beigetragen, sondern es tatsächlich erst ermöglicht haben, dass die taz an dieser Stelle danken kann. Sie dankt auch allen AutorInnen in Wort und Bild, welche die taz gelegentlich und immer wieder mit Geist und Witz beschenken. Nicht alle sind mit den Pfaden einverstanden, auf denen die taz Ausschau hält; manchen passt gleich die ganze Richtung nicht. Aber alle sind sich darin einig, dass ohne eine solche Merkwürdigkeit, wie es die taz nun einmal ist, das Zeitungsleben trübe und langweiliger wäre.

Wir sind allerdings davon überzeugt, dass das Konzept der taz - Eigentum ihrer LeserInnen, konzernunabhängig, publizistisch selbstbestimmt - kein putziges Kuriosum ist. So wie die Frage ?Wessen Welt ist die Welt??, welche die taz täglich stellt, noch lange nicht entschieden ist. Wir meinen nach wie vor, dass Solidarität kein Auslaufmodell des letzten Jahrhunderts ist, sondern, unter anderem, den Menschen zu einem solchen macht. Wir sind nicht auf der Welt, um Geld zu fressen, sondern, zum Beispiel, Weihnachtsplätzchen zu verkosten. Und unterm Jahr mindestens Brot. Und zwar für alle.

Ihre, Eure

Elke Schmitter , Aufsichtsrätin, taz-Genossenschaft