Weihnachtswunderpost
: Glückssache Paket

■ Die Deutsche Post AG befördert und befördert und befördert hin und her

Spätestens heute sollte Petra das Weihnachtspaket von Mama und Papa aus dem Ruhrgebiet bekommen. Ihre Mutter hatte schon am Telefon angekündigt, dass sie es extra früh losgeschickt hat, damit es rechtzeitig ankommt. Wenige Tage vor Heiligabend ruft sie noch einmal an: „Ich wollte nur, dass du dich nicht wunderst, wo das Paket bleibt. Ich hab es heute zurück bekommen.“

Zurück bekommen? Das Leben ist ein Lotteriespiel und die Zustellungswege der Post sind wunderbar. Dass die Weihnachtsüberraschung ihr Ziel nicht erreicht hat, scheint nicht an der derzeit grenzwertigen Belastung des „globalen Logistik-Unternehmens“ in Gelb zu liegen. Denn in Bremen war die Sendung schon. Die Post behauptet nur, Petra sei unter der Paket-Adresse unbekannt. Mag zwar sein, dass Petra und die Post sich nicht persönlich kennen, aber Straße, Hausnummer und Postleitzahl sind korrekt geschrieben, an Klingel und Briefkasten steht Petras Name.

Zu allem Überfluss kam das Paket „reichlich mitgenommen“, wie Petras Mutter es beschreibt, dorthin zurück. Sie schimpft: „Ich war wütend! Das Packpapier war zerrissen, die Schnur halb runter gerutscht. Hätte ich nicht alles noch mit Klebeband verkleistert, wäre das Paket aufgegangen.“

Petra geht zur Post an der Domsheide, wo sie sich erst vor ein paar Tagen über einen zerrissenen Brief beschweren wollte. Dem fehlte nämlich eine große Ecke, als sie ihn in ihrem Briefkasten fand. Der Schalterbeamte zuckte nur freundlich-hilflos mit den Schultern.

Beim nicht zugestellten Paket das gleiche Trauerspiel. Ein unbeeindruckter Postler lapidar: „Wir haben jetzt so viele Aushilfskräfte, das kann man nicht überschauen, wer das war. Ihre Mutter muss sich bei dem Postamt beschweren, wo sie die Sendung aufgegeben hat, am besten gleich schriftlich.“ – „Aufgeben“ scheint das passende Wort. Dem Mann fällt sonst nur noch ein: „Wir haben im Vorraum ein Kundentelefon.“ Dazu hat Petra keine Zeit. Später versucht sie es unter 01802 / 3333, der Nummer für „Fragen rund um die Deutsche Post“.

Erster Versuch: „Zur Zeit ist diese Rufnummer nicht erreichbar. Bitte rufen Sie später wieder an.“ Zweiter Versuch: Tut, tut, tut ... Besetzt. Dritter Versuch: Die Warteschleife – aber nur kurz. Eine freundliche Call Center-Frau kriegt Petras Ärger ab, für den sie nicht verantwortlich ist. Sie nimmt die Reklamation auf und tröstet sogar, dass das „wirklich nicht im Ordnung“ sei.

Dennoch: Wovon hängt es ab, ob die Post eine Leistung – nach Vorkasse – auch zuverlässig erbringt? Ist die totale Privatisierung vielleicht doch kein so großes Übel? Würde die Post sich sowas noch leisten, wenn sie echte Konkurrenz bekäme? Haben BriefzustellerInnen und Paketboten das Recht, ihre schlechte Laune an dem ihnen anvertrauten Gut auszulassen?

ube