Sammlerhirne rechnen anders

Im Internet werden für ein unversehrtes Starter-Säckchen mit Euromünzen schon über 120 Mark gezahlt. Münzsammler hoffen auf steigende Preise im kommenden Jahr. Große Nachfrage besteht besonders nach Geldpackungen aus Luxemburg

Sammler verfolgen den Währungswechsel mit der ihnen eigenen Gründlichkeit

von STEFAN WEILGUNY

Mehr als 120 Mark für ein Euro-Starter-Kit? Gekauft! In Internet-Auktionshäusern wie Ebay oder Ricardo herrscht in diesen Tagen ein Fieber wie am Neuen Markt schon lange nicht mehr. „Euro Starter Kit Luxemburg (selten!) nur 3 Tage!!!“, heißt in einem Angebot. Oder mit sachlicher Professionalität: „Euro starter Kit Germany Code F original Pack“. Rund 2.000 der neuen Euro-Säckchen werden bei Ebay zurzeit gehandelt.

Aber warum? Treiben Spekulanten kurz vor Weihnachten die Preise hoch? Denn in vielen Haushalten soll Umfragen zufolge ein Eurosack unterm Weihnachtsbaum liegen. Finanzexperten jedenfalls stehen vor einem Rätsel. Denn ab 1. Januar gibt es Euros in Hülle und Fülle. „Auch jetzt verfügen die Banken noch über genug Euromünzen“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bank 24. Auf die Münzen in den Kits sei als Erscheinungsjahr 2002 aufgeprägt, und das mache sie ab Anfang Januar ununterscheidbar von anderem Geld. Was also steckt hinter der Internet-Gier nach den Säckchen mit den Euromünzen?

„Das sind die Sammler, die die Preise hochtreiben“, sagt Wolfgang Erzinger, Chefredakteur des Deutschen Münzen Magazins. Die Sammler: Das sind die Leute, die den historischen Währungswechsel mit der den Sammlern eigenen Gründlichkeit dokumentieren. „Die wollen später sagen: Da gab’s mal eine Zeit mit diesen Säckchen“, so Erzinger. Dabei sei ihnen wichtig, dass die Eurobeutel original verpackt und verschweißt sind. „Viele Leute ohne Münzsammler-Hirn werden an Weihnachten die Säckchen aufreißen, weil sie das Geld anfassen wollen“, sagt der Münzredakteur. Das mache für den Sammler keinen Sinn.

Neben der Originaltüte, die in Deutschland mit dem Bundesadler bedruckt ist, kommt es auf Vollständigkeit an. Denn in allen beteiligten Ländern zeigen die Münzrückseiten unterschiedliche Motive. In Deutschland wird außerdem in fünf verschiedenen Anstalten geprägt und ein Buchstabe auf der Münze nennt den Herkunftsort (Berlin A, Hamburg J, Karlsruhe G, Stuttgart F, München D). Das alles müsse der Sammler beachten, so Erzinger: „Für ihn ist es daher billiger, die fehlenden Päckchen im Internet zu ersteigern, anstatt in ganz Europa herumzureisen.“

Das gilt auch für den Fall, dass Säckchen aus kleinen Ländern wie Luxemburg oder Holland zu stolzen Preisen gehandelt werden. Der Grund dafür liegt in dem in diesen Ländern geringeren Angebot an Euro-Packungen. „Luxemburg hat rund 10.000 Kits ausgegeben. In Monaco waren es sogar nur 6.000“, erläutert Erzinger.

Er rechnet damit, dass die Preise für die Original-Eurosäckchen irgendwann noch weiter in die Höhe gehen und sich die Investitionen der Sammler bezahlt machen. Erzinger gibt sich sicher: „Das ist kein Strohfeuer.“