Kriegsveteranen gegen Robert Mugabe

Ein Verband ehemaliger Unabhängigkeitskämpfer in Simbabwe wehrt sich gegen die Politik der Regierung. Kaum ein Mitglied der regimetreuen Schlägertrupps im Land ist wirklich ein Kriegsveteran, sagt die „Liberators’ Platform“

HARARE taz ■ 50.000 Veteranen des Befreiungskrieges der 70er-Jahre gibt es in Simbabwe. Aus Kriegsveteranen, die über den andauernden weißen Einfluss in Simbabwes Wirtschaft empört sind, bestehen nach offizieller Lesart auch die Schlägertrupps, die im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen von März 2002 durch das Land geschickt werden, um Wähler einzuschüchtern, die im Verdacht stehen, sie würden eventuell der Opposition ihre Stimme geben. In Wirklichkeit hat fast kein Mitglied der Raufbanden jemals für sein Land gekämpft. Einige der echten Kriegsveteranen protestieren nun gegen diesen Missbrauch. „Es ist Betrug an den Werten, für die wir gekämpft haben: Frieden und Demokratie“, sagt Wilfred Mhanda, Vorsitzender der „Liberators’ Platform“ in Simbabwes Hauptstadt Harare. Der „Plattform der Befreier“ gehören 1.500 ehemalige Freiheitskämpfer an.

„Bei den Überfällen auf weiße Farmen sind nach einer Untersuchung der Farmerunion weniger als 100 wirkliche Kriegsveteranen beteiligt gewesen“, sagte Mhanda, dessen Organisation gemeinsam mit Bürgerrechtsbewegungen arbeitet, um eine Strategie gegen Präsident Robert Mugabes geplante Machterhaltung zu entwickeln. Mhanda spricht sich klar gegen eine Teilnahme der Oppositionspartei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) an den Präsidentschaftswahlen aus, solange die Bedingungen nicht frei und fair sind. „Ein Boykott würde Mugabe mehr diskreditieren“, meint der Veteran. „Denn wer wird die Wahlen dann noch anerkennen?“ In Simbabwes Klima der Gewalt und Einschüchterung werden immer mehr Menschen getötet, und die MDC wird die Wahlen verlieren, so seine Prognose. „Die Partei denkt da ein wenig naiv“, sagt er – gegenwärtig plant die MDC noch eine Beteiligung an der Wahl.

Die „Liberators’ Platform“ setzt sich für Friedensbildung ein und versucht, Kriegsveteranen und Wähler in den ländlichen Gemeinden aufzuklären, damit sie nicht „benutzt“ werden und in Mugabes Propagandamaschinerie geraten. Viele Kriegsveteranen in Simbabwe wurden nach der Unabhängigkeit arbeitslos. Erst 1997 zahlte die Regierung jedem von ihnen 50.000 Simbabwe-Dollar – für viele nicht ausreichend. Mhanda selbst hat sich gut ins Arbeitsleben eingliedern können: Er studierte Biotechnologie in Berlin.

„Es gibt keine Transparenz unter dieser Regierung“, sagt er zu Mugabes Machtapparat, der 1980 als Sieger aus dem Unabhängigkeitskrieg hervorging. „Sie ist korrupt und hat das Land abgewirtschaftet.“ Das zeigte sich im Frühjahr 2000, als die Regierung nach einem verlorenen Referendum zu einer Verfassungsreform die bis heute andauernden, koordinierten Angriffe auf weiße Großfarmen startete – geführt von angeblichen Kriegsveteranen. „Sie brauchten die Kriegsveteranen als Sündenbock“, urteilt Mhanda. „Denn mit diesen Aktionen lenkte die Regierung von den eigentlichen Problemen im Land ab.“ Nicht ein schwarzer Bauer habe bei den Farmbesetzungen ein Stück Land erhalten. Das meiste sei an Politiker und Günstlinge aus Mugabes Reihen verscherbelt worden.

MARTINA SCHWIKOWSKI