Jeder nach seiner Façon

Wie viel Brandenburg soll in dem fusionierten Sender enthalten sein? Viel, meint der ORB, und wünscht sich Potsdam als Sitz der Anstalt. Der SFB sieht das ein bisschen anders

POTSDAM taz ■ Die Fusion des Sender Freies Berlin mit dem Ostdeutschem Rundfunk Brandenburg (ORB) macht Arbeit. Nachdem am 19. November der SFB-Rundfunkrat ein Positionspapier verabschiedet hatte, war jetzt wieder Rundfunkrat des ORB am Zuge. In seiner jüngsten Sitzung hielt das Gremium per Beschluss fest, was denn alles zu bedenken sei. Und weil der Sender ein moderner sein will, übertrug er erstmals die komplette Sitzung im Internet.

Vor allem soll möglichst viel Brandenburg in den künftigen Sender einfließen, das ist klar. Die Studios in Cottbus, Frankfurt (Oder), Prenzlau und Perleberg sollten erhalten bleiben. Außerdem brauche man im Hörfunk mindestens fünf Frequenzketten, die den Bedarf von Berlin und Brandenburg abdecken. Ihren Sitz solle die Anstalt in Potsdam haben. Fordern kann man’s ja mal, auch wenn ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer ganz nüchtern feststellt: „Wo der juristische Sitz sein wird, wird zwischen den Regierungschefs unter vier Augen entschieden.“ Der SFB-Rundfunkrart freilich hatte sich in seiner Sitzung für Berlin als Sitz ausgesprochen.

Vergangenen Freitag hatten sich die beiden Intendanten und die Sprecher der Senats- bzw. Staatskanzlei getroffen – zu einem laut Rosenbauer „harmonischen Gespräch“. Irgendwann in den kommenden Wochen erwarten die Sender einen Referentenentwurf. Im Januar sollen wieder die Arbeitsgruppen tagen, im Frühjahr soll dann übers Programm gesprochen werden.

So kurz wie möglich möchte Rosenbauer die Übergangszeit halten halten, in der es im neuen Sender zwei Rundfunkräte und zwei oder gar drei Intendanten gebe. Maximal zwei bis drei Monate solle solch ein Zustand andauern. Die Fusion von SWF und SDR sieht Rosenbauer nicht als Vorbild: „Wir müssen uns nicht auf andere hin orientieren.“

Was bislang fehlt, ist ein Name für die die künftige Anstalt. Klar, dass jeder Sender darauf aus sein wird, dass der neue Name seinem alten möglichst ähnelt. „Das ist nicht einfach“, erklärt Rosenbauer. „Bringen Sie mal zwei gleiche Konsonanten mit Vokalen zusammen, und das in nicht mehr als drei oder vier Buchstaben.“ Bei der Namenssuche will er nicht nur seine Mitarbeiter einbeziehen, sondern auch die Öffentlichkeit.

Nicht einbeziehen in die Fusionsplanung möchte Rosenbauer allerdings Ernst Elitz. Der Intendant des Deutschlandradios hatte am Wochenende öffentlich bezweifelt, dass der künftige Sender ein eigenständiges Kulturprogramm für Berlin und Brandenburg anbieten müsse. Auf solche Ratschläge könne er dankend verzichten, verkündete Rosenbauer vor dem Rundfunkrat. So ähnlich drückte sich auch Horst Schättle in einem Brief an Elitz aus. Zumindest in dieser Frage sind sich ORB und SFB einig. ALEXANDER KÜHN