Am Sonntag kommt wieder Plutonium nach Bremerhaven

■ Grüne wollen demonstrieren. Das Containerterminal hat bereits einen Atomtransport zurückgewiesen

Zum vierten Mal innerhalb von vier Wochen wird am Sonntagabend an der Columbuskaje in Bremerhaven das mit knapp einer viertel Tonne Plutonium beladene Atommüllschiff „Arneb“ erwartet. Wie zuletzt vor einer Woche sollen die gut 20 unbenutzten Brennelemente, die ursprünglich für den Schnellen Brüter in Kalkar bestimmt und dann nach Schottland verfrachtet worden waren, von Bremerhaven aus mit einem Spezial-LKW weiter ins hessische Hanau gebracht werden.

„Wir kriegen langsam Übung“, sagt der Sprecher des Hafenressorts Rüdiger Staats. „Unverantwortlich“ findet hingegen Volker Weidner von den Bremerhavener Grünen die Atomtransporte. Für Sonntagabend haben sie daher zu einer Demonstration an der Nordschleuse des Hafens aufgerufen, an der sich auch der Landesvorstand beteiligen wird. „Wir wollen, dass der Hafen für Atomtransporte gesperrt wird“, bekräftigt Weidner. Nicht nur wegen der jüngsten Plutoniumtransporte. Allein im Jahr 2000 zählte das Hafenressort 137 Transporte radioaktiver Güter über Bremerhaven, darunter 22 Transporte spaltbaren Materials. 31 Mal wurde das radioaktive und giftige Uranhe-xafluorid (UF6) umgeladen, ein Ausgangsstoff der Brennelemente-Herstellung, der zusammen mit der Luftfeuchtigkeit zu hochaggressiver Flusssäure reagiert. Für 2001 geht Staats von ähnlich hohen Zahlen aus.

Das Hafenressort hatte bislang stets behauptet, der Hafen könne den Umschlag von strahlendem Material nicht verweigern. Ende September jedoch musste ein ursprünglich über Bremerhaven geplanter Transport abgebrannter Brennelemente einen anderen Hafen suchen: Der Leiter des Bremerhavener Containerterminals lehnte es einem Bericht der Nord-West-Zeitung zufolge ab, die castorähnlichen Behälter umzuschlagen. Begründung: Demonstranten könnten den zum Umschlagen benötigten Kran blockieren. Die Bahn-Tochter Nuclear Cargo Service (NCS), die den Transport damals durchführte, wich daraufhin auf den Privathafen der Midgard AG nach Nordenham aus. Midgard-Niederlassungsleiter Wolfgang Apeler wollte dazu gestern allerdings keine Stellungnahme abgeben.

Im Hinblick auf die Sicherheit der Bremerhavener und Bremer BürgerInnen vor radioaktiven Gefahren hat sich die Bürgerschaftsfraktion der Grünen inzwischen beim Senat nach Katastrophenschutzplänen bei Atomunfällen im Hafen erkundigt. Außerdem wollen sie wissen, welche Gründe nach Auffassung des Senats einer Sperrung der Bremischen Häfen für Atomtransporte entgegenstehen. Häfensenator Josef Hattig (CDU) hat schon einmal beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) angefragt, ob bei der Genehmigungen von Atomtransporten eine genaue Transportstrecke festgelegt werde. Das BfS hatte dies gegenüber der taz vor einem Monat verneint. hoi