Neuer Mann für den besten Job der Welt

Der Sparexperte Sean O’Keefe soll dem weltraumbegeisterten Daniel Goldin an die Spitze der Nasa folgen

Der Finanzbeamte des Weißen Hauses tritt kein leichtes Erbe an: Wenn US-Präsident George W. Bush seinen Willen durchgesetzt hat, ist Sean O’Keefe jetzt neuer Chef der krisengeschüttelten Weltraumbehörde Nasa. Am heutigen Freitag (9.30 Uhr Ortszeit) sollte der amerikanische Senat den Vorschlag Bushs bestätigen. Der unaufdringlich wirkende O’Keefe tritt damit die Nachfolge des charismatischen Daniel Goldin an, der nach mehr als neun Jahren im Amt bereits am 17. November in Ruhestand gegangen ist. Sean O’Keefe erwarte der „beste Job der Welt“, sagte der scheidende Goldin.

Doch O’Keefe erwarten vor allem finanzielle Probleme. Ein noch von Goldin eingesetztes, unabhängiges Expertenteam hielt der Nasa kürzlich vor, beim Bau der internationalen Raumstation ISS schwere Managementfehler begangen zu haben. Die Kosten in den kommenden fünf Jahren überstiegen die Planungen um 4,8 Milliarden Dollar (5,3 Mrd. Euro, 10,4 Mrd. Mark). Weltraumexperten befürchten nun eine wesentlich kleinere Station.

An dieser einen Aufgabe wird der 45-jährige Sean O’Keefe gemessen werden: Ob es ihm gelingt, den Ausbau der Raumstation in einem sinnvollen Maß fortzusetzen, aber gleichzeitig die Kosten niedrig zu halten. Dabei kommt O’Keefe zu Gute, dass er bisher Vizechef des Management- und Budgetbüros im Weißen Haus und damit auch Ansprechpartner der von Goldin berufenen Expertenkommission war. Vor einigen Wochen forderte er vor dem Kongress massive Änderungen für die Raumstation und im gesamten bemannten Programm der Nasa. „Technische Überlegenheit um jeden Preis kann nicht akzeptiert werden“, sagte O’Keefe.

Mit Zahlen kennt sich Sean O’Keefe aus. Doch mit Raumfahrt hatte er während seiner Karriere in politischen Institutionen und Universitäten nie etwas zu tun. „Er ist ein Budgetmann und kein Weltraummann“, sagt Steven Aftergood von der Federation of American Scientists. Seine analytischen Fähigkeiten verschafften ihm 1992 den Posten eines Staatssekretärs, zuständig für die US-Navy. Zuvor war der in Louisiana geborene Finanzexperte O’Keefe drei Jahre Finanzchef im Pentagon unter dem Präsidenten George Bush senior. Dort arbeitete er mit dem heutigen Vizepräsidenten Dick Cheney und gilt seitdem als dessen Vertrauter.

Raumfahrtexperten erklärten, die Ernennung von O’Keefe zeige, dass Bush junior jemanden gesucht habe, der Wert auf Kostendisziplin lege. „Er ist kein Visionär“, zitierte die Washington Post die Direktorin der Nationalen Weltraumgesellschaft, Pat Dasch. Das Management-Handwerk erlernte O’Keefe unter anderem an der renommierten Maxwell School in New York. Nach seinem Abschluss schlug er eine akademische Laufbahn ein, lehrte an Universitäten und wirkte in politischen Gremien. Vor seiner Berufung ins Weiße Haus unterrichtete er im Fach Management an der Syracuse-Universität in New York.

Nun wird von dem Professor erwartet, dass er der Mammutbehörde Nasa in finanziellen Dingen Disziplin beibringt. Ehemalige Mitarbeiter sehen gute Chancen, dass ihm dabei ein Spagat zwischen Weltraumbegeisterung und finanzieller Realität gelingt. „Sean ist weder ein Träumer, noch ein Erbsenzähler“, sagt Bob McClure von der Syracuse-Universität. STEFAN WEILGUNY