dieser verdammte krieg (47)
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CAROLA RÖNNEBURG führt heute das Kriegstagebuch der taz.

Maßnahmen der Schwestern

Schon mehrfach begrüßten hauptberufliche Feministinnen den Krieg gegen Afghanistan: Endlich würden die Frauen vom Taliban-Regime befreit. Dafür ist scheinbar jedes Mittel recht und die Zahl der Toten unerheblich. Immer schön drauf, lautete die Devise, es trifft die Richtigen, nämlich Männer. (Selbstverständlich treffen die Bombardements der Städte Afghanistans nicht nur Männer, sondern auch Frauen; nicht zuletzt, weil die ihre Häuser ohne männliche Begleitung nicht verlassen dürfen.)

Auch wenn man den Taliban nicht hinterherweinen muss: Ich sehe keinen Anlass zur Freude über die 450 Toten in der Festung von Masar-i Scharif, die Hinrichtung von 160 Taliban-Soldaten in der Stadt Takteh Po, die blutig geschlagenen Gesichter der Turbanträger, die sich der Nordallianz ergeben haben.

Und wie groß wiederum die Freude über die Zukunft afghanischer Frauen sein kann, liegt im Ungewissen. Werden sie wirklich gleichberechtigten Zugang zum Bildungswesen bekommen? Werden sie an einer Regierung beteiligt sein – in einem Land, in dem noch nie eine demokratische Wahl stattgefunden hat?

Heute wollen sich 4.000 Menschen dafür einsetzen, dass Afghaninnen in der Nachkriegszeit auch eine politische Rolle spielen. Dafür gehen sie nicht etwa auf die Straße, sondern essen einen Tag lang nichts. Fasten wollen unter anderem der frühere UN-Generalsekretär Doppel-Butros Ghali, die ehemalige pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto sowie die italienische Europaabgeordnete Emma Bonino. Feministisches Kriegsgeheul und knurrende Mägen für die Befreiung der Frau – ich werde heute ganz friedlich ein blutiges Steak essen.

MONTAG: Wiglaf Droste