Aufstand niedergebombt

Nordallianz schlägt Gefangenenrevolte in Masar-i Scharif mit Hilfe von US-Bomben nieder. 500 Taliban-Inhaftierte wahrscheinlich tot. Afghanistan-Konferenz bei Bonn startet mit Erfolg

BERLIN/BONN taz/dpa ■ Die etwa 500 bei Masar-i Scharif festgehaltenen Taliban-Kämpfer sind vermutlich tot. Einheiten der Nordallianz schlugen den Aufstand in einer als Gefangenenlager genutzten Festung gestern mit US-amerikanischer und britischer Unterstützung nieder. In dem Lager im Norden Afghanistans wurden arabische, tschetschenische und pakistanische Taliban-Kämpfer gefangen gehalten.

Wie die BBC gestern berichtete, drangen Kämpfer der Nordallianz in die Festung ein, nachdem die letzten gesichteten Gefangenen von Panzergranaten getroffen wurden. Anschließend seien Nordallianz-Kämpfer in die Festung eingezogen, um zu kontrollieren, ob es noch Überlebende gibt. Dabei seien vereinzelt Schüsse gefallen.

Nach Angaben der BBC war die Festung während der Nacht 30-mal das Ziel von US-Bombardements. Der US-Sender CBS berichtete von einer gewaltigen Explosion, die noch im zehn Kilometer entfernten Masar-i Scharif zu hören gewesen sei. CNN zufolge waren zuvor schon Spezialeinheiten der USA und Großbritanniens in das Lager eingedrungen. Das Pentagon bestätigte, dass fünf US-Soldaten bei einem US-Luftangriff auf die Festung verletzt wurden.

Den inhaftierten Taliban-Kämpfern war es offenbar gelungen, nach ihrer Kapitulation in Kundus einige Waffen in das Gefängnis zu schmuggeln. Am Sonntag überwältigten sie damit die Wächter, und während des Aufstand gelang es ihnen, ein Waffenlager in der Festung zu erobern. Bei den zweitägigen Gefechten fielen nach Angaben von CNN 100 bis 150 Angehörige der Nordallianz.

Unterdessen begann die Afghanistan-Konferenz der Vereinten Nationen auf dem Petersberg bei Bonn mit einem ersten Erfolg. Schon zum Auftakt der Konferenz einigten sich die Delegierten auf einen Zeitplan zur Bildung einer Übergangsregierung. In den nächsten drei bis sechs Monaten soll zunächst eine vorläufige Verwaltung die Geschicke des Landes lenken. Anschließend, möglichst noch im kommenden Frühjahr, soll eine große Stammesversammlung (Loja Dschirga) den Weg für eine provisorische Regierung frei machen, die dann zwei Jahre im Amt bleiben soll. EC

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