US Marines nach Kandahar

USA schicken erstmals reguläre Bodentruppen nach Afghanistan. Mehr als 1.000 Soldaten sollen Stützpunkt auf ehemaligem Flugplatz einrichten. Bush rechnet mit amerikanischen Todesopfern

BERLIN taz/dpa/afp ■ Die USA haben erstmals reguläre Bodentruppen nach Afghanistan verlegt. US-Militärs bestätigten gestern Berichte, nach denen mehrere hundert Marineinfanteristen per Hubschrauber zu einem Flugplatz in der Nähe der südafghanischen Stadt Kandahar gebracht worden seien.

Die US-Marines wurden den Berichten zufolge von Kriegsschiffen, die vor der Küste Pakistans stationiert sind, in das Einsatzgebiet geflogen. Die Stärke der bei Kandahar stationierten Einheiten soll nach Angaben aus dem Pentagon innerhalb kurzer Zeit auf mehr als 1.000 Soldaten erhöht werden. Bislang waren in Afghanistan nur US-Spezialkommandos im Einsatz.

US-Präsident George W. Bush bereitete derweil die Bevölkerung darauf vor, dass es im Afghanistan-Krieg auf amerikanischer Seite Todesopfer geben werde. „Dies ist eine gefährliche Zeitperiode“, sagte Bush gestern in Washington. Die USA befänden sich in einer Phase, „in der wir die Leute zur Strecke bringen, die für die Angriffe auf Amerika verantwortlich sind.“

Die Landeoperation bei Kandahar führten die USA ohne ihren engsten Verbündeten Großbritannien durch. Der britische Außenminister Jack Straw bestätigte gestern im Gespräch mit der BBC, dass britische Truppen nicht an der Aktion beteiligt waren.

Unterdessen begann die Bundeswehr gestern offiziell ihren Einsatz zur Unterstützung der US-Streitkräfte im Afghanistan-Krieg. Vom rheinland-pfälzischen Ramstein aus starteten zwei Transall-Maschinen der Bundeswehr, um militärische Ausrüstung und Hilfsgüter zum Stützpunkt Incirlik in der Türkei zu fliegen.

Einen Tag vor dem Beginn der Afghanistan-Konferenz in Bonn führte der UN-Beauftragte Lakhdar Brahimi gestern informelle Gespräche mit einigen der bereits anwesenden Beteiligten. Brahimi traf mit Vertretern des Exkönigs Sahir Schah und mit Delegierten der so genannten Zypern-Gruppe zusammen. Die Delegation der Nordallianz reiste erst gestern zu der von den Vereinten Nationen organisierten Konferenz nach Bonn. Bis kurz vor dem Abflug war um die Zusammensetzung der Delegation gerungen worden. EC

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