Bremerhaven schlägt wieder Plutonium um

■ Kommt die Debatte um den Atommüllhafen in Fishtown wieder in Gang?

Weitgehend unbehelligt sind in der Nacht von Sonntag auf Montag rund 200 Kilogramm Plutonium von Bremerhaven ins hessische Hanau gerollt. Der gepanzerte LKW aus der schottischen Wiederaufarbeitungsanlage Dounreay mit dem Rohstoff für 40 Atombomben an Bord war am Abend mit einer Ro-Ro-Fähre in der Seestadt eingetroffen. Trotz der brisanten Fracht sah das niedersächsische Innenministerium keinen Anlass zur Sorge. „Polizeilich problematisch“, so Sprecher Jürgen Wittenberg, seien nur die Atomkraftprotestler. Größere „Gefahren“ sieht auch die Transportfirma Nuclear Cargo Service (NCS) nicht: „Klassische Terroristen können mit diesen Plutonium-Brennelementen nichts anfangen“, sagte ein Geschäftsführer.

Der von lediglich einem Fahrzeug und einer Polizeistreife begleitete Konvoi erreichte das Zwischenlager in Hanau am frühen Montagmorgen. Es war der erste Plutonium-Transport durch Bremen seit vier Jahren. Nachdem sich 1998 herausgestellt hatte, dass die AKW-Betreiber über Jahre hinweg Atommüllbehälter auf die Reise geschickt hatten, die mehr als zulässig strahlten, hatte die damalige Umweltministerin Angela Merkel (CDU) zunächst alle Castor-Transporte gestoppt. In der Folge wurden auch geplante Plutoniumtransporte abgeblasen.

Die Wiederaufnahme der Transporte – drei weitere sollen noch dieses Jahr folgen – könnte auch die Debatte um den Atommüll-Umschlagplatz Bremerhaven wieder in Gang bringen. Bereits seit 1993 hatte der Bremer Senat debattiert, die Häfen für Atomtransporte zu sperren. Mehrere Gutachten mit teilweise unterschiedlichen Ergebnissen wurden erstellt. Greenpeace präsentierte 1994 dem damaligen Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD) 25.000 Unterschriften für einen „atomfreien Hafen“ nach dem Vorbild von Lübeck und Emden. Doch Beckmeyer, nach eigenen Angaben Atomkraftgegner, traute sich nicht, den Hafen „teilzuentwidmen“. „Vielen war daran gelegen, dass Bremerhaven ein ,Universalhafen' bleibt“, meint der Bremerhavener SPD-Abgeordnete Wilfried Töpfer.

An dieser Haltung der Hafenbehörde hat sich nichts geändert. „Bremen kann sich nicht gegen diese Transporte wehren“, betont das Hafenressort. Das Bundesamt für Strahlenschutz widerspricht: „Wir geben keine Transportroute vor.“ Diese auszuhandeln sei Sache des Spediteurs, in diesem Fall der NCS. Die NCS bestätigt, dass die Häfen, im Gegensatz etwa zu Autobahnen, „Privatbesitz“ seien. Für dessen Benutzung müssten „Absprachen getroffen werden“. hoi