Dramatisches Ende einer Gefangenschaft

Shelter-Now-Mitarbeiter wieder frei. Erleichterung auf allen Seiten. Plötzlich öffneten sich die Gefängnistore

ISLAMABAD/BERLIN dpa/ap/epd/taz „Das ist ein Wunder, das wir da unverletzt herausgekommen sind“, sagte Georg Taubmann nach seiner Ankunft in Islamabad. Der Projektleiter von Shelter Now war gemeinsam mit drei weiteren Deutschen sowie zwei Australiern und zwei US-Bürgern über drei Monate lang in Kabul festgehalten worden. Als die Taliban den Rückzug aus der Hauptstadt antraten, seien er und seine Kollegen in einen Container gepfercht und darin in die zwei Stunden südlich von Kabul gelegenen Stadt Ghasni transportiert worden.

Die seit Anfang August in Afghanistan festgehaltenen acht ausländischen Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now sind nach ihre Freilassung in der Nacht zum Donnerstag in die pakistanische Hauptstadt Islamabad gebracht worden. Nach Darstellung des Auswärtiges Amtes hatte ein örtlicher afghanischer Kommandeur in der zuvor von den Taliban verlassenen Stadt Ghasni die Mitarbeiter dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz übergeben. Nach Angaben von Shelter Now wurden auch die 16 afghanischen Mitarbeiter der Organisation freigelassen.

Als am Dienstagmorgen Ghasni bombardiert wurde, habe es in der Stadt einen Aufstand gegeben, berichtet Taubmann. Bei dem folgenden Rückzug der Taliban seien die Shelter-Now-Mitarbeiter im örtlichen Gefängnis zurückgelassen worden. Am Abend kamen nach Angeben des Shelter-Now-Mitarbeiters Angehörige der Nordallianz sowie „örtliche Kräfte“ und öffneten die Gefängnistore. „Als wir aus dem Gefängnis gingen, kamen die Leute aus ihren Häusern und klatschten Beifall, umarmten uns, es war eine große Feier.“ Die Lage in der Stadt war Taubmann zufolge sehr gespannt. Viele hätten erwartet, dass die Taliban wieder angreifen würden, sie seien mit Waffen und sehr nervös herumgelaufen.

US-Präsident George W. Bush stellte die Freilassung als eine gelungene Operation amerikanischer Spezialkommnaods dar. „Ich bin sehr stolz auf unsere Streitkräfte“, sagte Bush auf seiner Ranch im texanischen Crawford. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes hatten die US-Streitkräfte zunächst gezögert, die freigelassenen Shelter-Now-Mitarbeiter auszufliegen. weil sie noch Angriffe der Taliban befürchtet hätten. Schließlich seien sie aber doch von einem US-Militärhubschrauber ausgeflogen worden.

Nach Angaben des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Ludger Volmer, ist für die Freilassung kein Lösegeld gezahlt worden. „Um Geld ging es diesmal nicht“, sagte der Grünen-Politiker gestern im ZDF-„Morgenmagazin“. Es sei der „richtige Dreh“ gefunden worden, sagte Volmer. „Die Details darf ich Ihnen nicht alle verraten.“ EC