Knast für Schwule

In Ägypten werden 23 Männer wegen Homosexualität von einem Staatssicherheitsgericht zu Haftstrafen bis zu fünf Jahren verurteilt

KAIRO/BERLIN dpa/taz ■ Eine Kammer des Kairoer Staatssicherheitsgerichts hat gestern 23 Männer wegen Homosexualität zu Haftstrafen zwischen einem und fünf Jahren verurteilt. Weitere 29 Angeklagte wurden freigesprochen. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international sprach von einem „unfairen Prozess“.

Von den 23 Verurteilten müssen 20 für jeweils zwei Jahre ins Gefängnis. In einem Fall verhängte der Richter eine Haftstrafe von einem Jahr. Zwei Männern, die für drei und fünf Jahre ins Gefängnis müssen, warf der Richter zusätzlich „Missbrauch der islamischen Religion“ vor. Gegen die Urteile ist keine Berufung möglich. Eine vorzeitige Begnadigung kann nur der ägyptische Präsident aussprechen.

Die zum großen Teil jungen Männer waren im Mai gemeinsam bei einer Razzia auf einem Nilschiff verhaftet worden, das als Treffpunkt der Szene galt. Sie berichteten von Misshandlungen in der Untersuchungshaft. Außerdem wurden sie gegen ihren Willen von einem Arzt untersucht. Eine andere Kammer des Gerichts hatte im September einen 17-Jährigen, der ebenfalls auf dem Nilschiff festgenommen worden war, zu drei Jahren Haft und Zwangsarbeit verurteilt.

Einige der Männer verhüllten ihre Gesichter während des Prozesses mit Plastiktüten und Taschentüchern, um ihren Familien die „Schande“ zu ersparen.

In Ägypten ist Homosexualität im Recht nicht ausdrücklich erwähnt, wohl aber „unmoralische Praktiken“. Dieser Vorwurf wird üblicherweise gegenüber weiblichen Prostituierten vor einem normalen Strafgericht erhoben. Die Staatssicherheitsgerichte waren 1981 eingerichtet worden, um gegen militante Islamisten vorzugehen.

Allerdings ist Homosexualität zugleich ein großes gesellschaftliches Tabu. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass sich die sonst recht aktiven ägyptischen Menschenrechtsgruppen nicht für die Angeklagten eingesetzt haben. Deutsche Parlamentarier hatten Anfang September an die Regierung appelliert, die Rechte Homosexueller zu achten.