Gesucht: Sabena II

Delta Air, übernehmen Sie: Nach dem Sabena-Bankrott sucht der Flughafen Tempelhof nach Ersatz für Brüssel

Es trifft oft die Kleinen. Ausgerechnet vom Flughafen Tempelhof, der sowieso frühestens 2003 schließen soll, muss die belgische Fluggesellschaft Sabena abfliegen, bis zu fünfmal täglich nach Brüssel. Und ausgerechnet diese Airline muss Pleite machen, am Dienstag dieser Woche.

Deshalb wird der kleinste und älteste (Gründung: 1923) der drei Berliner Flughäfen zum Sorgenkind von Eberhard Elie, Sprecher der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF): „Wird diese Verbindung mit etwa 15.000 Passagieren monatlich nicht übernommen, haben wir innerhalb kürzester Zeit Ausfälle von mehreren hunderttausend Mark.“ Die Hälfte des Auslandsverkehrs fiele plötzlich weg, viele EU-Beamte nutzten die Brüssel-Linie. Dennoch ist BBF-Sprecher Elie optimistisch: „Mit hoher Wahrscheinlichkeit übernimmt schon bald die Nachfolgegesellschaft der Sabena, die Tochterfirma Delta Air Transport, die Strecke.“ So habe die Sabena ihre Slots vor dem Bankrott auf die DAT übertragen – also das Nutzungsrecht gewinnbringender Start-und-Lande-Fenster abends und morgens. Laut Elie will sie neue Langstreckenflüge anbieten, etwa nach New York und Boston.

Auch die Lufthansa macht sich Gedanken, ob und wie sie die Lücke schließen soll. Derzeit bietet sie drei Brüssel-Flüge am Tag an. „Bei größerer Nachfrage können wir flexibel reagieren und größeres Gerät einsetzen“, sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. Interesse habe man an den Geschäftsreisenden und den Beamten, die bislang mit Sabena geflogen sind. Links liegen lässt die Lufthansa dagegen die Billigtouristen, die über Brüssel an andere Urlaubsziele weiterflogen. „Brüssel als Drehkreuz für den Billigtourismus gibt es nach dem Konkurs sowieso nicht mehr“, glaubt Weber.

Im Januar kündigte die BBF an, in Tempelhof ein zweites Gepäckförderband und einen weiteren Abfertigungsschalter für 10 Millionen Mark bauen zu wollen. Dieser Plan sei vom Tisch, so Elie weiter. Dies habe jedoch nichts mit dem Sabena-Konkurs zu tun, vielmehr habe man sich bei der Prognose der Passagierzahlen verschätzt. Im Jahr 2000 wurden rund 750.000 Fluggäste in Tempelhof abgefertigt. Von Januar bis September dieses Jahres waren es mehr als 600.000 – im Vergleich zu den Vorjahresmonaten ein Plus von 6,4 Prozent.

FG, US