Musterland Vorarlberg

Österreich: Bis zu 1,42 Mark für jede Kilowattstunde Solarstrom. Auch Wind und Biomasse werden gefördert. Es gibt sogar Vorschuss für neue Anlagen

FREIBURG taz ■ Das österreichische Bundesland Vorarlberg ist zum Musterland der erneuerbaren Energien geworden – es stellt mit einer neuen Einspeiseverordnung für Ökostrom in einigen Punkten sogar das international viel gelobte deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den Schatten. So wurden nun im westlichsten der neun Bundesländer Mindestpreise für Solarstrom festgesetzt, die zum Teil nahe an eine kostendeckende Vergütung heranreichen, freut sich der österreichische Europaparlamentarier und Vizepräsident von Eurosolar International, Hans Kronberger.

Für Strom aus neuen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von maximal 20 Kilowatt erhalten die Betreiber in Vorarlberg nun eine Vergütung von 72,67 Eurocent je Kilowattstunde, entsprechend etwa 1,42 Mark. Für neue Anlagen mit bis zu 50 Kilowatt werden 47,31 Cent vergütet, für noch größere Solarkraftwerke 36,33 Cent. Für Solarstrom aus Altanlagen legt die Verordnung eine Mindestvergütung von 50,87 Eurocent fest, was etwa der Einspeisevergütung in Deutschland von 99 Pfennig je Kilowattstunde entspricht.

Auch Strom aus Biomasse wird in Vorarlberg mustergültig gefördert. Eingespeiste Energie aus der landwirtschaftlichen Biogasnutzung wird bei Altanlagen mit 11,26 Eurocent, bei Neuanlagen mit 15,98 Eurocent je Kilowattstunde (also gut 30 Pfennig) vergütet. Anlagen, die zu einem Anteil von mehr als einem Drittel mit so genannten Cofermentaten (z. B. Fetten und Speiseresten) beschickt werden, erhalten noch 8,72 beziehungsweise 12,42 Eurocent garantiert.

Strom aus neuen Windkraftanlagen wird mit 10,90 Eurocent berechnet. Die Festbeträge sind bei der Photovoltaik bis Ende des Jahres 2018 garantiert, bei den anderen erneuerbaren Energien bis Ende 2013. Sie müssen gezahlt werden für alle Kraftwerke, die vor dem 30. September 2003 in Betrieb gehen.

Ein Clou beim Landesprogramm: die Vorauszahlung. Sie liegt bei der Photovoltaik bei 30 Prozent bei einer Laufzeit von 15 Jahren. „Damit geben wir den Betreibern ein Startkapital“, sagt Kurt Hämmerle vom Energieinstitut Vorarlberg. Das heißt: 30 Prozent der in 15 Jahren zu erwartenden Einspeisevergütung werden bereits mit Inbetriebnahme der Anlage als Vorschuss ausgezahlt. Bei Biogas liegt der Vorauszahlungsanteil bei 25 Prozent über zehn Jahre, bei Wind bei 30 Prozent über zehn Jahre. Die künftigen Vergütungen reduzieren sich dann entsprechend.

BERNWARD JANZING