Sabena lässt Hoffnung fahren

Keine Perspektive für den Erhalt der belgischen Fluglinie: Anwälte melden Konkurs an. Ministerpräsident kündigt Gründung einer neuen nationalen Gesellschaft an

BRÜSSEL taz/afp ■ Sabena ist tot, es lebe die Nachfolgerin. Nur Stunden nachdem die belgische Fluggesellschaft gestern vor einem Brüsseler Handelsgericht Konkurs beantragt hatte, verkündete Ministerpräsident Guy Verhofstadt die Gründung einer neuen nationalen Fluglinie.

Zuvor hatte Sabena fast alle Flüge eingestellt, die meisten der 12.000 Beschäftigten konnten gestern schon zu Hause bleiben. Andere Fluggesellschaften leiteten einen Teil ihrer Flüge nach Brüssel um, weil einige der Sabena-Mitarbeiter gedroht hatten, den Flughafenbetrieb zu stören. Monatelang hatten vor allem die Piloten Sanierungspläne für die kriselnde Airline blockiert, die zu 50,5 Prozent dem belgischen Staat gehört. Mitte Oktober hatte die EU-Kommission eine weitere staatliche Finanzspritze von 125 Millionen Euro als „Rettungsbeihilfe“ eingestuft und genehmigt. Die für Verkehr zuständige Kommissarin Loyola de Palacio machte aber deutlich, dass Sabena nicht auf die Finanzhilfen hoffen könne, die bereitgestellt wurden, um die Folgen des 11. September für die Branche zu mildern. Sabena habe lange zuvor in der Krise gesteckt.

Das Unternehmen wurde 1923 gegründet und galt auch nach 1958 als Aushängeschild Belgiens, obwohl es seitdem nur ein einziges Mal – nämlich 1998 – mit Gewinn flog. In der akuten Krise hatte sich das schwerfällige Staatsunternehmen, das nun die größte Pleite in der belgischen Wirtschaftsgeschichte auslöste, von seinen Schweizer Partnern Rettung versprochen. Die Schweizer SAir Group, zu der auch Swissair gehört, hält 49,5 Prozent der Anteile. Allerdings hatte sie schon vor dem Aus für Swissair erkennen lassen, dass sie nicht bereit sei, weitere Millionen zu versenken.

Noch vergangene Woche hatten die Sabena-Manager gehofft, ihre Start- und Landerechte in eine Fusion mit dem Billiganbieter Virgin Air einbringen zu können. Die Gewerkschaften hatten aber Einkommensgarantien und Mitarbeiterübernahmen gefordert, die Virgin Air nicht erfüllen wollte: Die Slots hätte man zwar gern gehabt, mit den unfreundlichen Staatsbediensteten aber wollte man sich nicht belasten.

Gestern kündigte Verhofstadt nun an, dass eine neue nationale Fluglinie auf der Basis der Sabena-Tochter DAT enstehen soll, die ohne Staatsbeteiligung auskommt, aber bis zu 7.000 Beschäftige übernehmen könnte. Das Grundkapital der neuen Airline wird laut Verhofstadt 200 Millionen Euro betragen, 155 Millionen davon sollen von einem Konsortium aus zwölf belgischen Banken und Firmen kommen, der Rest werde von belgischen Regionalinvestmentgesellschaften beigesteuert.DANIELA WEINGÄRTNER