DER KONKURS DER FLUGGESELLSCHAFT SABENA IST EINE ERLEICHTERUNG
: Bloß keine Neuauflage, bitte!

Wofür steht die Abkürzung SABENA? Für „Such A Bloody Experience – Never Again“. Seit gestern heißt es tatsächlich „Niemals wieder“ – und die geplagten Brüsseler Vielflieger haben nur einen Wunsch: dass der Pleitegeier nicht unter neuem Namen wie Phönix aus der Asche steigen möge. Angeblich hat Sabena einen Teil seiner begehrten Start- und Landerechte, der so genannten Slots, an das Tochterunternehmen Delta Air Transport (DAT) verschoben.

Wie das gehen soll, weiß niemand so genau, denn ungenutzte Slots müssen an den neutralen Flugkoordinator zurückgegeben werden. Aber wer am Mittwochabend im belgischen Fernsehen verfolgt hat, wie Sabena-Mitarbeiter unter den Augen der Polizei Akten aus der Konzernzentrale schleppten, weil der Durchsuchungsbefehl im Justizapparat hängen geblieben war, der hält auch im Brüsseler Flughafenbetrieb alles für möglich.

Berliner, Londoner oder Pariser, die sich aussuchen können, mit welcher Airline sie durch die Welt fliegen wollen, werden sich fragen, warum in Brüssel die Sektkorken knallen, wenn 12.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Sie haben eben noch nie auf einem der berüchtigten labberig-warmen Sabena-Brötchen gekaut, verständnislos vor einem Stapel flämischer Zeitungen gesessen oder die Sicherheitsinstruktionen in drei Sprachen genossen. Vor allem aber sind sie noch nie einer Fluggesellschaft ausgeliefert gewesen, die den Brüsseler Geschäfts- und Politikbetrieb nach den gleichen Kriterien abwickelt wie Charter nach Mallorca. Wer langfristig bucht und dafür Rabatt bei den saftigen Flugpreisen erhält, verliert auch als Erster seinen Platz in den chronisch überbuchten Maschinen. Mit solchen Geschäftspraktiken gewinnt man Freunde fürs Leben.

Die Menschen, die Brüssel gern und oft verlassen, träumen nun von rosigen Zeiten. Bislang hielt Sabena 50 Prozent aller Start- und Landerechte. Wenn die neu verteilt werden, könnte das Fliegen von Brüssel-Zaventem aus tatsächlich noch kundenfreundlich und preiswert werden.

DANIELA WEINGÄRTNER