Schwestern auf Rädern

■ Deutsch-dänischer Erfahrungsaustausch in Sachen Obdachlosenhilfe

„Ich finde erstaunlich, dass die Obdachlosen hier so diszipliniert Schlange stehen“, sagt Line Ervokler. So würde sie sich das in Kopenhagen auch wünschen. Line Ervokler und Nina Brünés begleiten in Hamburg zwei Tage lang die mobile Hilfe des Caritasverbandes. Die Krankenschwestern sind mit der Arbeit vertraut, denn im Rahmen eines von der dänischen Egmont-Stiftung finanzierten Projektes sind sie täglich mit einem Krankenmobil in Kopenhagen unterwegs. Nun wollen Deutsche und Dänen voneinander lernen. Im kommenden Jahr ist der Gegenbesuch geplant.

„Die Betreuung scheint uns hier sehr gut organisiert“, so Ervokler und meint, dass die Obdachlosen hier zu festen Terminen an bestimmte Orte kommen und sich Hilfe holen. Im Vergleich zu Dänemark könnte so relativ vielen Menschen geholfen werden. „Wir versuchen wenigstens von jeder Gruppe, Alkoholikern, Drogenabhängigen, psychisch Kranken, ein paar Menschen zu betreuen, um so das öffentliche Bewusstsein zu erwecken“, resümiert Brünés. Dazu suchten sie täglich andere Orte ab. „In Hamburg war die Situation anfangs ähnlich“, berichtet Schwester Annette von der Caritas. „Nun wissen wir aber, wo Anlaufstellen sind und ein fester Einsatzplan hilft, eine gewisse Kontinuität erreichen.“

Dennoch, so zeigt eine Untersuchung des Institutes für Rechtsmedizin am UKE, reicht die medizinische Versorgung von Hamburgs Obdachlosen nicht aus, weshalb sie nur eine Lebenserwartung von 45 Jahren haben (taz berichtete). In einer schriftlichen Anfrage bittet die GAL-Abgeordnete Dorothee Freudenberg den Senat nun um Auskunft, welche Konsequenzen daraus zu ziehen seien. af