Microsofte Einigung

Details des großen Kartellverfahrens ausgehandelt. Konkurrent Sun zürnt und erwägt neue Klage

BERLIN taz/rtr ■ Microsoft und das US-Justizministerium haben sich in dem drei Jahre andauernden Kartellverfahren gegen den Softwarekonzern geeinigt. Am Freitag gaben der mächtigste Softwarekonzern der Welt und die zuständige Kartellbehörde die Details bekannt. Die ebenfalls klagenden 18 Bundesstaaten und der Hauptstadtbezirk Washington müssen bis Dienstag erklären, ob sie zustimmen. Danach wird dann die Richterin Colleen Kollar-Kotelly entscheiden, ob sie den Vergleich annimmt und damit das Verfahren beendet.

Die gütliche Einigung umfasst im Groben folgende Punkte: Microsoft muss anderen Firmen offenlegen, wie Anwenderprogramme mit dem Betriebssystem kommunizieren (so genannte Interfaces). Software anderer Hersteller für die Knotenrechner (Server) muss ebenso mit Windows-PC funktionieren wie Microsoft-Software. Computerhersteller und -käufer dürfen konkurrierende Softeware auf Windows-gesteuerten PCs nutzen. Microsoft wird verboten, gegen Programmierer und Firmen vorzugehen, die Konkurrenzprogramme nutzen oder entwickeln. Für drei Jahre überwacht eine dreiköpfige Expertenkommission mit Zugang zu allen relevanten Mcrosoft-Daten, ob sich der Konzern an die Übereinkunft hält. (Voller Text der Einigung: www.usdoj.gov/atr/cases/f9400/9462.htm)

Bill Gates, Gründer und „Chief Software Architect“ von Microsoft, nannte den Vergleich „fair und vernünftig und – das ist am wichtigsten – am besten im Interesse von Kunden und Wirtschaft“. US-Justizminister John Ashcroft meinte, die Einigung würde „Microsofts unrechtmäßiges Verhalten beenden“.

Ganz anders sah das der Konkurrent Sun Microsystems. Die Einigung im Kartellverfahren benachteiligt nach Worten von Sun-Anwalt Mike Morris die Wettbewerber von Microsoft: „Das ist nicht nur schwach, sondern völlig wirkungslos. Es gibt alle möglichen Schlupflöcher und Regelungslücken“. Sun erwägt nun eine erneute Klage.

Bei seinem groß angekündigten Betreibssystem Windows XP droht Microsoft unterdessen ein – wenn auch verschmerzbarer – finanzieller Schaden. Nur Tage nach dem Start der wichtigsten Software seit Jahren tauchten erste Raubkopien auf. Sowohl online als auch auf asiatischen Straßenmärkten ist das neue 600 Megabyte-Programm für unter 10 Mark oder gar umonst zu haben, meldet BBC Online. Die offiziellen Versionen kosten zwischen 100 und 200 Dollar.

MARIA KLEINSCHROTH