reisen nach nahost
: Diplomatie im Morast

Zweimal bereits ist es Bundesaußenminister Fischer gelungen, den Nahost-Karren wenigstens geringfügig in Bewegung zu bringen. Bevor dieser dann umso tiefer im Morast einsackte. So marginal die deutsche Bedeutung im Nahen Osten im Vergleich zu jener der USA auch sein mag: Fischer wird von Palästinensern wie Israelis als ehrlicher, glaubwürdiger und uneigennütziger Makler akzeptiert. Sein Besuch könnte daher kaum besser terminiert sein.

Kommentarvon PETER PHILIPP

Israels Ministerpräsident Ariel Scharon glaubt offenbar, dass ihm recht sein müsse, was George W. Bush billig ist: Wenn der amerikanische Präsident die Taliban – und die afghanische Bevölkerung – mit Bomben dafür bestraft, dass Ussama Bin Laden nicht ausgeliefert wird, dann meint Scharon anscheinend, PLO-Chef Jassir Arafat und die palästinensische Bevölkerung dafür bestrafen zu können, dass sie die Mörder von Touristikminister Zeevi nicht ausliefern.

Doch Scharons Kalkül funktioniert nicht. Sogar Washington dringt darauf, dass sich die Israelis möglichst rasch aus jenen Orten zurückziehen, die sie in den letzten Tagen in Palästina besetzten. Denn die USA sehen ihre Anti-Terror-Koalition gefährdet – die freilich in der arabischen Welt schon jetzt nicht sonderlich erfolgreich ist. Wenn aber weiter palästinensische Dörfer umstellt, besetzt oder angegriffen werden, wenn die Zahl der Todesopfer weiter sprunghaft ansteigt, dann wird sich die arabische Anti-Terror-Koalition erst recht auflösen.

Gleichzeitig kann und wird Bush den Israelis nichts diktieren und wohl auch nicht androhen, die Finanzhilfe von drei Milliarden Dollar zu kürzen. Was Washington aber tun sollte – und zwar umgehend: Die USA sollten sich in die gestaffelten Bemühungen um Waffenruhe, Wiederaufnahme der Kontakte und schließlich Friedensverhandlungen einschalten. So groß das Misstrauen gegenüber den USA in der arabischen Welt sein mag – man ist sich der Macht Washingtons bewusst und erwartet von dort mehr als bisher.

Mehr sollte übrigens nicht heißen, dass nur Druck auf Israel ausgeübt wird – sondern auch auf die Palästinenser. Es kann nicht sein, dass Arafat gegen Attentäter nicht vorgeht. Gleichzeitig sind jedoch Scharons Erwartungen überhöht, es ließe sich jeglicher palästinensischer Terror verhindern. Dazu fehlt auch Arafat der Einfluss. Beide Parteien müssen Vernunft annehmen – und die Banalität akzeptieren, dass Frieden nur Kompromiss sein kann.