Torte für die Kunst

■ Der Förderkreis für Gegenwartskunst im Kunstverein feiert Geburtstag

Kunst affiziert das Bewusstsein und beflügelt die Sinne. Nicht immer, aber häufig. Indes haben diejenigen, die von ihrer Kunst leben müssen, wenigstens nach ein paar Jahren des Herumnagens am Jackensaum, ein ziemlich abgeklärtes Verhältnis zu ihrer Profession. Es sei denn, sie finden einen Förderer, der ihr Talent erkennt und darauf setzt: die Karriere kann beginnen.

Am 30. November 1975 wurde in der Kunsthalle Bremen die Gerhard-Richter-Ausstellung eröffnet. Richter war derzeit alles, nur eben kein arrivierter Künstler. Und ohne ein im Kern hohles Loblied auf ihn anstimmen zu wollen, war es doch der Förderkreis für Gegenwartskunst, der die Kosten für Richters Retrospektive, immerhin 42.000 Mark, übernahm und dadurch die Ausstellung ermöglichte. Die wiederum wanderte anschließend in den Brüsseler Palais des Beaux-Arts.

Wulf Herzogenrath, Direktor der Kunsthalle Bremen, gilt der Förderkreis als „Kerngruppe für die Museumsarbeit in der Kunsthalle“. Er ist ihm „unverzichtbar, nicht mehr wegzudenken!“ Mehr als nur lieb und teuer also. Das Superlativistische in Herzogenraths Wertschätzung hat gute Gründe. Vor 30 Jahren ins Leben gerufen, was vergangenen Samstag im Rahmen einer Jubiläumsfeier moderat begossen wurde, ist der Förderkreis tatsächlich die wichtigste fördernde Gruppierung innerhalb des Kunstvereins Bremen. Seine 129 Mitglieder, und dies ist ihr eigentlich lebensspendender Beitrag, finanzieren alljährlich eine Ausstellung moderner Kunst und „zumeist“, bemerkt Herzogenrath, „auch einen Ankauf – in Jubiläumsjahren sogar noch Zusätzliches“.

Nicht ohne Stolz verweisen die erste und zweite Sprecherin des Förderkreises Christa Rickmers und Katharina Duckwitz auf die erfolgreiche Wirkungsbilanz des Kreises. So konnte die Sammlung der Kunsthalle im Laufe der Jahre um viele bedeutende Werke von Jerry Zeniuk, Isa Genzken, Björn Melhus, Otto Piene und anderen erweitert werden.

Dann erinnert sich Duckwitz der Vergangenheit: Noch vor 30 Jahren sei es, zumal in der Kunsthalle, um Gegenwartskunst düster bestellt gewesen. Kunst der Gegenwart hätte woanders stattgefunden, nicht aber in Bremen. Auch ein Förderkreis sei dieser Zeit nicht unbedingt selbstverständlich gewesen, allerdings notwendig, wollte man doch nicht für immer abgeschnitten sein von der Gegenwart. Allerdings sei sie selbst anfangs alles andere als eine Kennerin moderner Kunst gewesen, doch gerade ihre Unwissenheit habe ihre Neugier geweckt.

Neugierig ist sie noch immer, so wie die anderen Mitglieder des Förderkreises. Und trotz gelegentlicher Differenzen und Diskussionen darüber, was denn zu kaufen und auszustellen sei, scheint der Kunst fördernde Kreis von gut situierten Sammlern und Kunstinteressierten bis heute niemals ernsthaft am Sinn seines Bestehens gezweifelt zu haben. Michael Saager