Ausbildung geht ohne deutschen Pass

■ AusländerInnen sind unter den Azubis krass unterrepräsentiert

Jeder vierte Bremer Jugendliche besitzt keinen deutschen Pass. In Bremer Ausbildungsbetrieben spiegelt sich diese Bevölkerungsverteilung allerdings nicht wieder. Besonders bei kaufmännischen Berufsausbildungen und im IT-Bereich liegt der Ausländeranteil häufig unter zwei Prozent. „Ohne Job läuft aber keine Integration“, erklärt Carolina Monfort-Montero, Leiterin der Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte (BQN). Die von der Arbeiterwohlfahrt getragene Einrichtung hat sich zwei Ziele gesetzt: zum einen, den Weg ausländischer Jugendlicher in die Ausbildung zu fördern und zum anderen, Betriebe mit ausländischen InhaberInnen ins duale Ausbildungssys-tem zu integrieren.

Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung in Bonn zeigt, wie unterschiedlich die Integration in Ausbilungsberufe verläuft: Etwa 70 Prozent aller deutschen 15- bis 19-Jährigen absolvieren eine Ausbildung. Bei ausländischen Jugendlichen beträgt der Anteil weniger als 40 Prozent. „Und ihre Beteiligung ist sogar rückläufig“, sagt Monfort-Montero und schimpft: „Es ist doch eine Katastrophe, dass Kinder der zweiten und dritten Generation immer noch mit so viel Zurückhaltung ins Berufsleben gehen“.

Die Ursachen sieht Monfort-Montero vor allem in den Familienstrukturen und in der Einstellungspolitik deutscher Betiebe. Hier will die Beratungsstelle Kontakte knüpfen, vermitteln und informieren. „Viele Eltern ausländischer Herkunft kennen sich nicht so gut im Dualen Ausbildungssystem aus und fühlen sich überfordert“, erklärt Kemal Aka, der Jugendliche und ihre Familien berät. Dabei, so Aka, habe er als gebürtiger Türke einen Glaubwürdigkeitsbonus. „Menschen ausländischer Herkunft fehlen in deutschen Behörden“, findet Aka und erklärt:„Viele Jugendliche trauen sich nicht zur Berufsberatung. Bei Schulbesuchen versuche ich Vertrauen aufzubauen und vermittle die Leute dann ans Arbeitsamt.“ Einige Kontakte zwischen Azubis und Betrieben stellen die Mitarbeiter der Beratungsstelle auch selbst her. „Eines sollten besonders Dienstleister begreifen“, sagt Monfort-Montero, „bilingual und -kulturell aufgewachsene Jugendliche sind eine Bereicherung. Ich kenne einen Versicherer, der über einen neuen Mitarbeiter türkischer Herkunft über 100 neue Kunden akquiriert hat.“

Ferhat Ipekten hat das Beratungs-angebot an ausländische Selbstständige genutzt. Der in Deutschland geborene Türke betreibt einen Supermarkt in Tenever. Im Mai hat er bei der BQN seinen Ausbilderschein erworben. „Da ich meinen Beruf nicht gelernt habe, dachte ich immer, ich darf gar nicht ausbilden“. Ein Mitarbeiter der Beratungsstelle informierte ihn über Sonderregelungen und er war sofort begeistert. „Ich glaube vielen Landsleuten geht es genau wie mir: Sie kennen deutsche Klauseln nicht so gut“. Antonia Götsch