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: Terror des Manitu

„Wetten dass ...!?“ (Sa, ZDF, 20.15 Uhr)

Nun wissen wir es also: Bully ist schuld am Terror. So hat es Pierre Brice doch gemeint, oder? Dabei wollte Thomas Gottschalk auf seiner neuen Couch doch nur zwei Indianer-Generationen aufeinander treffen lassen. Aber der Apachen-Rentner hatte keine Lust, bei „Wetten, dass..?“ mit einem jungen Komiker die Friedenspfeife zu rauchen. Bully sei ein guter Schauspieler, lobte der Franzose. Aaaber: Was dem „Schuh des Manitu“ fehle, sei Respekt. Und zwar vor dem, was Karl May geleistet habe. Respekt sei heute mehr gefragt denn je. Man sehe ja, was herauskommt, wenn Menschen respektlos miteinander umgehen: Terror.

So sprach der alte Häuptling der Indianer, und Gottschalk blickte erst mal recht verwundert drein. Da er seinem Gast schlecht sagen konnte, er solle nicht so einen Stiefel daherreden, spielte der 51-jährige Moderator den Vermittler zwischen dem 72-Jährigen und dem 33-Jährigen. Gottschalk selbst hatte zum Terror eingangs alles gesagt, was er sagen wollte: Dass man auch in diesen Tagen durchaus eine fröhliche Show machen könne, nicht trotzdem, nicht erst recht, aber eben doch. Das war klug. Aber nicht überraschend. Bereits am vergangenen Montag hatte er bei Beckmann gezeigt, wie ungern er sich in der Öffentlichkeit zu politischen Fragen äußert. Dennoch kamen die USA in der Show ein drittes Mal ins Spiel: R. Kelly und seine Tänzer traten mit Stars-and-Stripes-Schärpen auf. Was Gottschalk zurechtmoderierte mit dem Hinweis, „God“ möge zwar America „blessen“, aber bitteschön auch den Rest der Welt.

Nach den bisherigen Regeln von „Wetten, dass..?“ wären am Ende der Sendung wahrscheinlich 5.000 Friedenstauben in den Saal geflogen. Da das ZDF die Saal- jedoch zur Stadtwette verändert hat, musste ganz Erfurt per Eimerkette ein Planschbecken füllen. Die Erfurter verstanden ihre Aufgabe; was man von der Telefonkandidatin nicht sagen kann, die am Ende 50.000 Mark gewinnen wollte. Aber das Telefonspiel kann man ja auch streichen. Und sonst? Verschärfte Wetteinsätze der Promis: war notwendig. Die neue Kulisse: na ja. Gottschalks nach hinten gegelte Haare: Geschmackssache. Wetten? Ach ja, die gab es auch.

ALEXANDER KÜHN