König der Goldküste

■ Der gewaltigste Staatsbesuch in der Geschichte Bremens: Badu II., Herrscher aus Ghana, weilte in der Stadt

Liebe Gala- und Bunte-Leser, willkommen bei der taz Bremen, dem neuen Fachblatt für Prunk- und Adelsfragen. Wir wollen uns jetzt umorientieren, komplett relaunchen. So bahnbrechend war, was sich gestern in Bremen, der zukünftigen Hauptstadt der Grafen und Herzöge, ereignete .

Zunächst seien an dieser Stelle 150 Bremer Mitbürger aus dem ghanaischen Verwaltungsbezirk Brong Ahafo mit einem kräftigen „Ma mu aha“ (Guten Tag), gegrüßt. Gesegnet ihr Sonnenstaat, der sich mühsam von Kakao- und Diamanten-Export nährt, gepriesen ihr Herrscher, der gestern mit seinem Licht die schlichten Hallen des Rathauses erhellte.

Es trug sich zu im Jahre des Herrn 2001, als ihro Majestät, der ghanaische König Osagyefo Oseadeayo Agyemang Badu II. in Bremen weilte – übrigens bei schönstem Kaiserwetter. Ein Besuch, der den der Queen in den Siebzigern und den des dicken Königs von Tonga in den Achtzigern eindeutig in den Schatten stellen dürfte. Zweifler – Schranzen aus dem Hofstaat des Bürgermeisters – hatten schon geunkt, der Herrscher werde zu spät oder erst gar nicht kommen. Badus Bannstrahl möge sie treffen. Der König kam pünktlich. Fast.

Zuvor stapfte ein ungeduldiger Henning Scherf vor die Tore des Rathauses – immerhin gab er seine erste Königs-Audienz – und bestand den Ghana-Test. Wo? „In Westafrika. Togo und Ghana liegen da nebeneinander.“ Hauptstadt? „Accra.“ Sprache? „Neben Englisch gibt es drei Hauptsprachen – ist eine Yoyo?“ Quatsch. Zu Hause spricht Badu II. „Twi“. Und trotzdem nicht schlecht für einen Bürgermeister, der in seinem ersten Leben Missionar in Ghana hatte werden wollen.

Dann Auftritt von Badu II., König der Goldküste, Stammesfürst von 300.000 Untertanen aus Brong Ahefo. Neben dem Dom hält ein knallgrüner Opel Vectra mit Verdener Kennzeichen, etwa vier bunt beschürzte Lakaien bauen sich auf. Ein klappriger Mitsubihi und ein Ford Transit bringen weiblichen, ebenso gut betuchten Hofstaat. Und die Insignien der Macht: einen bunten Riesenschirm (in dem sich Scherf beim Aufklappen verheddert), einen Holzthron (!) und einen Stab, auf dem das Wappentier der Brong Ahafo Region prangt: ein Hund mit einem rotglühenden Feuerholz (etwa wie ein Joint) im Maul (!!).

Dann gleitet Badu II. aus dem Monarcho-Mobil, ein hagerer Mittdreißiger (im zivilen Leben ist er Rechtsanwalt) mit goldbeprangten Sandaletten, Golduhren, Goldketten, goldenen Armreifen, goldenen Ringen und güldenem Lorbeerkranz. Scherf herzt alle, der Pulk setzt sich in Bewegung.

Einer trägt den Hundestab voran, andere Thron und gelbgoldene Kissen. Zwei Lakaien frimeln an des Königs weiß-rosa Umhang rum, zwei weitere fächeln ihm mit Auf- und Ab-Bewegungen des Schirms Frischluft zu. Vor dem Rathaus entscheidet der Zeremonienmeister, ein fülliger Mann mit grün-goldener Schiffermütze: No way, der Schirm bleibt draußen.

Drin trägt sich Badu II. ins Goldene Buch der Stadt ein, um dann Bremen, die „industrielle Stadt“ zu preisen und etwas von Hilfe für Ghana zu murmeln. Alsdann ziehen sich Scherf und Badu II. zu politischen Gesprächen zurück.

Am Samstag dürfte sich der König wieder auf der Rückreise befinden. Schade. Es war ein kleiner Schritt Badu II., aber ein großer Schritt für die Hanseatenheit.

Kai Schöneberg