Eine fehlende Gegenwart des Glücks

■ Zum Queer Tango Festival: Das Metropolis zeigt Wong Kar-Wais „Happy Together“

Wong Kar-Wai ist einer der großen Filmemacher, gerade weil er es versteht, Stimmungen und Atmosphäre durch seine Bilder hervorzubringen. In Happy Together, den das Metropolis anlässlich des Queer Tango Festivals zeigt, das seit Freitag in Hamburg stattfindet (taz berichtete), findet eine schwule Liebesgeschichte ihr ästhetisches Pendant.

Licht, Farben und Musik werden eingesetzt, um die tragende Gefühle einer sich verfehlenden Beziehung zu schildern – eine Beziehung, die weder im Glücks- noch im Unglücksrausch verweilt, sondern deren Protagonisten sich in und trotz ihrer Liebe nicht finden. Der glückhafte, hervorgehobene Moment, der nach der Stillstellung der Zeit verlangt, bleibt ihnen trotz aller Sehnsucht verwehrt. Nur als Tendenz ist ihr Verlangen spürbar, als unauflösbare Verfehlung, die sich nur nachträglich in die Vergangenheit oder in eine Zukünftigkeit verschieben kann.

Um diese fehlende Gegenwart eines glücklichen Zusammenseins auszudrücken, bedient sich Kar-Wai der fragilen Qualität von filmischen Bildern, die – auch wenn sie zum Verweilen einladen – unstillbar und flüchtig sind. Ihre einmalige Präsenz kann nur in einer variierten Wiederholung aufgehoben werden, die niemals an den Ursprung zurückkehrt.

Dieses Thema der unausweichlichen Vergänglichkeit des Augenblicks kostet Kar-Wai aus, indem er Bild- und Tonmotive ein- und ausspielt und sie als differente Spur zum Tragen bringt. So ist beispielsweise der Wasserfall, den Lai und Ho zu Beginn ihrer filmischen Reise suchen und nie zusammen erreichen werden, bald als Vorstellung und Traum zu sehen und bisweilen im Abbild eines bedruckten Lam-penschirms. Unausgesprochen bleibt der geteilte Wunsch und bleibt ein hastiges, nicht habhaftes Versprechen, vielleicht doch – nur wann? – Happy Together zu sein.

Doro Wiese

Sonnabend (mit T.T.T. Tango von Marion Keller), 19 Uhr, Metropolis