Die meisten Europäer sind zufriedene Menschen

EU-Sozialreport: In Deutschland wird am meisten verdient. Südeuropäer sind ärmer und werden älter. Insgesamt weniger Arbeitslose in der EU

BERLIN taz ■ Die Deutschen werden immer älter, haben das höchste Pro-Kopf-Einkommen, die höchste Einwanderungsquote in Europa und es geht ihnen gut. Vom Spenden für soziale Zwecke halten sie aber wenig. Die Beobachtungskommission für Beschäftigung und Soziales der Europäischen Union (EU) hat gestern in Berlin ihren Sozialreport vorgelegt. Insgesamt, stellten die Statistiker fest, sind 77 Prozent der rund 375 Millionen Einwohner der 15 Mitgliedsstaaten zufrieden mit ihrem Leben. Fast 100 Prozent der Dänen fühlen sich zu Hause wohl, am wenigsten gefällt es den Griechen.

Wichtigstes Kriterium für die Lebensqualität, so die Studie, sei die Gesundheit, die noch vor dem Einkommen und dem Familienleben rangiere. Auch Bildung sei wichtiger geworden. Die Geburtenrate war in der EU 1999 in Irland am höchsten, in Spanien am niedrigsten.

Armut und Arbeitslosigkeit seien europaweit zwar gesunken, das Einkommensgefälle in den einzelnen Ländern aber größer geworden. Am kleinsten ist die Spanne in Skandinavien. Nicht nur Arbeitslosigkeit, sondern auch geringe Bezahlung bedeutet vor allem in Südeuropa Armut für die Familien. Insgesamt gelten 17 Prozent der Menschen als arm. Vor allem trifft das noch immer allein Erziehende und ihre Kinder. Die Diskrepanz zwischen dem Durchschnittseinkommen von Frauen und Männern verringert sich, liegt aber EU-weit immer noch bei 23 Prozent. Dass Frauen für die gleiche Arbeit generell schlechter bezahlt werden, so die Statisiker, sei aus dem untersuchten Material nicht zu ersehen, wohl aber sei „der Schluss zulässig“, dass „sie in schlechter bezahlten Positionen arbeiten“.

Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen ist insgesamt gesunken, beträgt 8,5 Prozent der Gesamtbevölkerung und ist in Griechenland, Italien und Spanien am höchsten. Fast die Hälfte aller Sozialleistungen der EU-Staaten wird für die Altersversorgung ausgegeben, mit 63 Prozent am meisten in Italien.

Bei der Lebenserwartung liegt die Bundesrepublik im Durchschnitt. Männer werden 75, Frauen 81 Jahre alt. Schweden, Italiener und die unzufriedenen Griechen werden älter. Die meisten Europäer sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, in Portugal gibt es die meisten Verkehrstoten.

Der Report kommt zu dem Schluss, dass Sozialpolitik nicht nur „ein Instrument zur Verwirklichung seiner gerechteren Gesellschaft“ sei, sondern auch „wesentlich zu einer effizienteren und produktiven Wirtschaft beitragen“ könne. Nur mit dem Vertrauen der Bürger „in die zentralen Verwaltungsbehörden wie dem öffentlichen Dienst“ hapert es. Das sei „überraschend gering“. Am meisten vertrauen sie auf die Polizei, am wenigsten auf die politischen Parteien.

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