nato in mazedonien
: Deutschland in der zweiten Reihe

Auch für die Konfliktparteien in Mazedonien sind die Terroranschläge in den USA nicht ohne gravierende Konsequenzen geblieben. Albaner und Mazedonier befinden sich nicht länger im Zentrum der Aufmerksamkeit der westlichen Politik. Das wird aufgrund der neuen weltpolitische Lage so bleiben – unabhängig davon, wie der Mazedonienkonflikt sich gestalten wird.

Kommentarvon HEIKO HÄNSEL

Dessen ungeachtet hat die US-Regierung den Konfliktparteien durch ihren Mazedonien-Sondergesandten James Pardew eine klare Botschaft übermittelt: Weder Albaner noch Mazedonier sollten sich nach den Terroranschlägen Hoffnungen auf neue strategische oder gar militärische Optionen machen. Im Gegenteil: Washington drängt weiterhin auf eine schnelle Umsetzung der Friedensvereinbarung von Ohrid vom 13. August. Dabei sind die westlichen Vermittler jedoch bei weitem nicht mehr so geduldig wie noch vor 14 Tagen. Eine schnelle und effektive Lösung soll her. Denn der Westen – allen voran die USA – will zukünftig weit weniger politisches und militärisches Potenzial in die europäischen Krisenherde auf dem Balkan investieren.

Tatsächlich waren die US-Amerikaner in Mazedonien von Anfang an nicht militärisch präsent. Diesen Part überließen sie den Europäern. Dass sich daran jetzt noch etwas ändert, erwartet wohl niemand. Stattdessen will nun auch Großbritannien seine Truppen aus Mazedonien abziehen. Mit 1.900 Mann stellten die Briten bisher das stärkste militärische Gewicht innerhalb der insgesamt 3.500 Soldaten umfassenden Nato-Truppe. Durch den britischen Rückzug tauchte die Frage auf, wer nun bei der 600 Mann starken Nachfolgemission in Mazedonien führen soll. Am Wochenende kam dafür die Bundeswehr ins Spiel.

Ausgerechnet das Land, das sich am längsten zierte, Soldaten bereitzustellen, soll nun also die Führung der Mission übernehmen. Allerdings kann man sich fragen, wie wichtig die Mission unter deutscher Führung noch ist. Denn gegenüber den Truppenkonzentrationen in Bosnien und Kosovo, wo zehntausende Nato-Soldaten stehen, sind die 600 Mann in Mazedonien ohnehin nur ein Klacks. Das wird keine Frieden erzwingende Mission mehr sein. Sie dient nur zur Absicherung der Tätigkeit internationaler Beobachter.

Traut man der Bundeswehr nicht mehr zu? Scheinbar haben die militärisch potenteren Partner des westlichen Militärbündnisses gegenwärtig Besseres zu tun, nämlich die Bekämpfung des internationalen islamistischen Terrorismus. Deutschen, eventuell auch französischen und italienischen Soldaten überlässt man den weniger wichtigen Einsatz in Mazedonien. Positiv gesprochen gibt es eine Arbeitsteilung zwischen Amerikanern und den militärisch schwachbrüstigen europäischen Nato-Staaten. Letztere unterstützen die US-Amerikaner verbal und halten ihnen in jeder Hinsicht den Rücken frei. Damit ist allerdings auch klar, wo Deutschland für die Amerikaner rangiert: in der zweiten Reihe.

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