Jekyll&Hyde: 18,58 Mio Subvention

■ Abschlussbericht des Wirtschaftssenators über das Musical Jekyll&Hyde straft frühere Angaben Lügen: „Rettungsdarlehen“ vom Herbst 2000 war kein Darlehen und reicht nicht aus

Erst nach heftigem Drängen der grünen Abgeordneten Helga Trüpel hat das Bremer Wirtschaftsressort sich bereit gefunden, einen internen Abschlussbericht zum Musical Jekyll&Hyde vorzulegen. Danach belaufen sich die staatlichen Zusschüsse bis zum 31.6.2001 auf 18,58 Millionen Mark. Gleichzeitig hat sich Bremen verpflichtet, die Spielstätte am Richtweg bis zum Jahre 2018 mit mindestens 1,7 Millionen Mark zu subventionieren.

In dem Abschlussbericht wird mitgeteilt, dass nach Bekanntgabe der Absetzung von Jekyll&Hyde die Auslastung nur im März auf 52 Prozent anstieg, und dann „trotz der umfangreichen Schlusskampagne“ wieder unter die 50-Prozent-Marke sank. Wenn die Auslastung des Theaters unter 70 Prozent liegt, muss Bremen zusätzlich zu den 1,7 Millionen Mark Subvention auch auf einen Teil der Miete verzichten. Insgesamt summiert sich der Mietverzicht auf 3,75 Millionen Mark für 28 Monate Spielzeit.

„Trotz schwierigster Marktbedingungen zeigt die Gegenüberstellung der Leistungen Bremens mit den direkten Steuerrückflüssen ein annähernd ausgeglichenes Verhältnis“– das formuliert der Abschlussbericht des Wirtschaftssenators als „Fazit“. Die Steuerrückflüsse werden dabei auf 17,5 Millionen Mark beziffert.

Vergessen sind in diesem Abschlussbericht alle Zusagen, die acht Millionen Mark „Rettungshilfe“ vom vergangenen Herbst seien als „Darlehen“ gewährt worden und nicht als verlorener Zuschuss. Vergessen sind auch die Beschwörungen der SPD-Fraktion, es dürfe keine zusätzlichen Mittel mehr zu den acht Millionen Mark Rettungsdarlehen geben: 850.000 Mark Sozialleistungen von Jekyll&Hyde hat die Bremer Staatsfirma HVG zusätzlich vertragsgemäß übernommen und offenbar hat sie ganz unvertragsgemäß geduldet, dass die Jekyll&Hyde-Betriebsgesellschaft bei ihrer Miete mit 1,78 Millionen Mark in Rückstand kam. Da es den Jekyll&Hyde-Betrieb nicht mehr gibt, rechnet der Wirtschaftssenator vorsichtshalber schon einmal mit einem „Ausfall“, der „insoweit mittelfristig“ aus dem Staatshaushalt ausgeglichen werden müsse.

Als das Wirtschaftsressort im Herbst seine Berechnungen der Steuereinnahmen durch den Musical-Betrieb vorgelegt hat, hatte nicht nur die grüne Opposion, sondern auch die SPD ihre Zweifel. Die Wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD, Eva-Maria Lemke-Schulte, gab öffentlich und spöttisch den „freundlichen Hinweis an Professor Haller“ – auf dessen Ausschuss für Wirtschaftsforschung (BAW) gehen die Berechnungen zurück – doch bitteschön „einen Friseurbesuch vor Jekyll&Hyde“ nicht als Faktor bei der Berechnung der steuerlichen Effekte des Musicals einzubauen. Unter Einschluss aller Friseure und Wäschereien kalkulierte das Ressort nämlich mit 659 Arbeitsplätzen, die Jekyll&Hyde zu verdanken seien. Die Berechnungen der „Steuereinnahmen pro geschaffenem Arbeitsplatz“ gelten allerdings nur „vor Länderfinanzausgleich“ und in dem Maße, wie durch neue Arbeitsplätze auch neue Einwohner ins Land kommen und die keine kommunalen Kosten verursachen – sind also eine rein fiktive Rechengröße.

Ob es am Richtweg nach „Hair“ wieder ein eigenes Musical-Programm geben wird, ist offen: Nur zu „touristisch relevantem Verananstaltungsprogramm“ hat sich der neue Betreiber, die KPS-Gruppe (Weser Report), verpflichtet, heißt es in dem Abschlussbericht. Die Weiterführung der Spielstätte ist aber „aufgrund betriebswirtschafticher Zwänge erforderlich“, teilt der Wirtschaftssenator mit. Hintergrgrund: Bremen hat den Umbau mit über 50 Millionen Mark finanziert und trägt alle Kosten, wenn die Immobilie nicht genutzt wird und leer steht.

Klaus Wolschner