„Scheiß Moslems“

Palästinenser, Islamrat und Iraner klagen über Verbalattacken nach Terror in USA

BERLIN taz ■ Muslime werden in Deutschland zunehmend verbal bedroht. Zahlreiche Palästinenser seien bereits am Tag der Terroranschläge in den USA von Passanten beschimpft worden, sagte der Vorsitzende der Palästinensischen Gemeinde Deutschland, Sami Hussein, gestern in Hannover. Mitglieder seiner Gemeinde würden behandelt, als seien sie potenzielle Täter, sagte Hussein.

Für die Terrorakte könne es keine „kollektive Schuld“ geben, betonte der Vorsitzende des Islamrats für Deutschland, Hasan Özdogan, in Bonn. Er appellierte, die Integrationsbemühungen und den Dialog der Religionen nicht zu gefährden.

Von Verbalattacken gegen seine Person berichtete gegenüber der taz der Sprecher der Grünen-Jugend in Hessen, Omid Nouripour. Ein Fahrgast in einem Zug nach Frankfurt am Main reagierte am Dienstag auf die Nachrichten aus den USA mit Schimpftiraden. Er brüllte: „Scheiß Moslems!“ Als der iranischstämmige Nouripour den Mann darauf aufmerksam machte, dass nur wenige Muslime die Anschläge unterstützten, empörte sich das ganze Abteil gegen ihn. Nach eigener Aussage konnte sich Nouripour nur durch Verlassen des Zuges einem Handgemenge entziehen.

Auch am nächsten Tag wurde Nouripour bedroht – als Teilnehmer des Schweigemarsches zum Gedenken an die Opfer in der Frankfurter Innenstadt. „Dass meine blonde Freundin und ich Hand in Hand gingen, empfanden zahlreiche Demonstranten als Provokation“, berichtete Nouripour. Ein Demonstrant sagte laut vernehmlich, er verdiene „eine Tracht Prügel“.

HEIKO HÄNSEL (mit dpa)