Verloren im Spendensumpf

Die „Fundraising Akademie“ in Frankfurt bringt ihren Teilnehmern professionelles Spendensammeln für Non-Profit-Organisationen bei. Die deutschlandweit einzigartige Akademie befriedigt damit einen immer größer werdenden Bedarf

von CORINNA BUDRAS

„Das ist ja wirklich eine tolle Sache“, säuselt die Stimme am anderen Ende der Telefonleitung. Doch zu früh gefreut: „Leider haben wir unsere Mittel schon verplant. Aber wir wünschen Ihnen weiterhin viel Glück.“

Der Kampf um Spenden ist ein frustrierendes Geschäft: Man kann noch so überzeugt von einer Idee sein – am Ende stößt man oft nur auf bedauernde Ablehnung. Fundraising nennt sich dieser anstrengende Weg der Geldbeschaffung für Non-Profit-Organisationen.

Immer öfter ist er jedoch der einzige, der noch beschritten werden kann. Der Zufluss öffentlicher Mittel nimmt stetig ab. Die dadurch gerissene Lücke muss durch private Spenden geschlossen werden. Dieses Phänomen kennt seit einigen Jahren auch die Friedensorganisation Eirene – und hat sich deshalb entschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen: Sie schickte ihren Leiter der Öffentlichkeitsarbeit Thomas Oelerich auf die „Fundraising Akademie“ in Frankfurt am Main. Rund 15.000 Mark legte sie dafür auf den Tisch, zwei Jahre dauert die berufsbegleitende Ausbildung. Das Ziel: „Es soll gemeinsam mit den Teilnehmern ein konkretes Fundraising-Konzept für Ihre Organsation erarbeitet werden“, so der Leiter der Kurses Thomas Kreuzer.

Seit 1999 gibt es die deutschlandweit einmalige Akademie, die vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmarketing und dem Deutsche Spendenrat getragen wird. Im März 2000 fand der erste Kurs mit 25 Teilnehmern statt. Alle drei Monate beginnt ein neuer Kurs, inzwischen liegt die Teilnehmerzahl bei knapp 100 Leuten. Die Klientel besteht hauptsächlich aus Menschen, die schon im Non-Profit-Bereich tätig sind und sich bereits in Eigenregie durch den Spendensumpf gekämpft haben. Das Betätigungsfeld ist dabei ganz unterschiedlich, meistens kommen die Leute aus kleinen oder mittleren Organisationen: Fundraiser vom Frauenhaus in Trier sitzen neben Mitarbeitern von der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Nur die ganz großen Organisationen wie Greenpeace oder amnesty international, die sich schon seit Jahren professionell mit der Spendensuche beschäftigen, haben eine solche Ausbildung gar nicht mehr nötig.

Allen anderen will die Akademie das kleine Einmaleins des Spendensammelns beibringen. Während der zweijährigen Ausbildung absolvieren die Studierenden vier einwöchige Präsenzphasen, in denen sich die ganze Gruppe zu einem Intensiv-Training trifft. Theorie und Praxis des Fundraisings werden da durchgepaukt: Einsatz von Medien, Aufbau von Adressendateien, Umgang mit Medien und die rechtlichen Grundlagen werden vermittelt. Am Ende jeder Präsenzphase steht eine praktische Aufgabe, die in Kleingruppen gelöst werden soll. Nebenher finden kleinere Regionaltreffen statt. Außerdem müssen die Teilnehmer regelmäßig Hausarbeiten schreiben, die speziell auf ihr eigenes Arbeitsfeld zugeschnitten sind. So muss Beate Eichenberg von der Berliner Krebsgesellschaft die Zukunftsfähigkeit ihrer Fundraisingmittel analysieren. Sie versucht schon seit geraumer Zeit, mit Hilfe von Mailings, Bußgeld- und Erbschaftsmarketing die Kassen ihrer Organisation zu füllen. Die Ausbildung an der Fundraising Akademie zahlt sie im Gegensatz zu Thomas Oelerich aus der eigenen Tasche – und hat es noch nicht bereut. Denn von dieser zusätzlichen Qualifikation erhofft sie sich die Möglichkeit, sich später beruflich zu verbessern.

Sicher, es ginge auch anders. Schließlich haben die beiden jahrelang auch ohne professionelle Anleitung Spenden eingesammelt. „Die Ausbildung lebt auch davon, dass man sich austauscht“, betont Oelerich. Obwohl die Teilnehmer auf dem heiß umkämpften Spendenmarkt eigentlich Konkurrenten sind, ist die Offenheit sehr groß. Außerdem seien die Profile der Organisationen zu unterschiedlich als dass man sich ins Gehege kommen würde, so Oelerich.

Von konkreten finanziellen Erfolgen kann nicht immer die Rede sein. Zwar hat sich ihre gesamte Fundraisingarbeit verbessert – die Teilnehmer organisieren sich jetzt meist effektiver. Die Anzahl der Sponsoren hat sich jedoch weder bei der Berliner Krebsgesellschaft noch bei Eirene seit Beginn der Ausbildung wesentlich verändert. Das wäre auch wohl etwas zu viel verlangt. Die Investition zahle sich erst langfristig aus, betont Oelerich: „Fundraising braucht Zeit“.

Fundraising Akademie, Postfach 500550, 60394 Frankfurt/Main, Tel. (069) 58 098-124, www.fundraising-akademie.de.