G-8-Häftlinge freigelassen

Nach fünf Wochen Haft hat Italien am Samstag zehn deutsche Globalisierungskritiker abgeschoben. Noch immer befinden sich vier Deutsche in Untersuchungshaft

BERLIN taz ■ Fünf Wochen nach ihrer Festnahme in Italien sind am Samstag zehn von fünfzehn bis dahin noch inhaftierten deutschen Globalisierungskritikern freigelassen worden. Direkt nach ihrer Haftentlassung wurden die sieben Frauen und drei Männer aus Italien ausgewiesen. Sie waren Mitte Juli nach dem Ende der Proteste gegen den G-8-Gipfel bei ihrer Abreise von der italienischen Polizei außerhalb der Stadt festgenommen worden. Ein Gericht in Genua hatte am Freitag entschieden, dass die Anordnung, mit der die Polizei ihr Vorgehen gegen die Deutschen begründete, keinen Bestand habe.

Das Gericht ordnete zudem an, einen 21-Jährigen aus dem Ruhrgebiet ebenfalls aus dem berüchtigten Männergefängnis Marassi zu entlassen. Er darf Italien allerdings nicht verlassen, sondern wurde von den Richtern in Genua unter Hausarrest gestellt.

Über das Schicksal der letzten sieben in Untersuchungshaft befindlichen Globalisierungskritiker soll Mitte dieser Woche ein weiterer Haftprüfungstermin entscheiden. Unter ihnen befindet sich ein Italiener, zwei Tschechen sowie drei 18- bis 21-jährige junge Männer aus Leipzig sowie ein 21-jähriger aus Berlin.

Ein Sprecher des Solidaritätsbündnisses „Freiheit für die Gefangenen von Genua“ bezeichnete die Freilassungen als „längst überfällig und viel zu spät“. Er verwies aber gleichzeitig darauf, dass es sich lediglich um Haftverschonungen handele und den Betroffenen in Italien weiterhin Prozesse wegen „Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung“ drohten. Ludger Volmer (Grüne), Staatsminister im Auswärtigen Amt, plant in dieser Woche einen Besuch in Genua.

HEIKE KLEFFNER