Die wilden Zeiten sind vorbei

■ Sozialer Friedensdienst feierte 30-jähriges Jubiläum / Wehrpflicht bleibt noch mindestens weitere sechs Jahre bestehen

Die Wehrpflicht bleibt uns noch mindestens sechs Jahre lang erhalten. Gleiches gilt damit auch für den Zivildienst. Mit dieser Überzeugung meldete sich gestern Dieter Hackler, der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, in Bremen zu Wort. Anlass seiner Rede war die Feier zum 30-jährigen Bestehen des Sozialen Friedensdienstes (SFD) im Dammweg.

Klar wurde dort, dass das Thema Kriegsdienstverweigerung in Zeiten von Auslandseinsätzen der Bundeswehr für junge Männer eine neue Bedeutung gewonnen hat. Plötzlich wird ihnen bewusst, dass Wehrdienst mehr bedeuten kann als harte körperliche Anforderungen, Geballere auf Pappkameraden und zünftige Zechgelage.

Als der SFD 1971 gegründet wurde, war das noch anders. Von Auslandseinsätzen der Bundeswehr war keine Rede, von der politischen Bedeutung der Kriegsdienstverweigerung dafür umso mehr. Neun Kirchengemeinden hatten den SFD damals ins Leben gerufen, um Kriegsdienstverweigerer neben dem Zivildienst padägogisch zu betreuen. Darunter wurde auch die Auseinandersetzug mit politischen Themen verstanden. „Das Bundesamt für Zivildienst sah dies zunächst überhaupt nicht gerne“, sagt SFD-Geschäftsführer Andreas Rheinländer. In den Sitzungsprotokollen der wilden Anfangsjahre sei von „antimilitaristischen Kämpfen“ zu lesen gewesen. Heftigst habe sich der SFD damals für die Rechte der Zivis eingesetzt.

Die Sturm- und Drangperiode hat der SFD inzwischen hinter sich gelassen. „Die heutigen Zivildienstleistenden interessieren sich viel mehr für die sozialen Themen ihrer Tätigkeiten, als für unübersichtliche weltpolitische Debatten“, begründet Rheinländer. Fehlende Motivation könne er der heutigen Zivi-Generation jedoch keineswegs bescheinigen. „Die jungen Männer beschäftigen sich mit ihren Aufgaben“, meint Rheinländer. Gerade aus dem Umgang mit behinderten Menschen gewännen viele Zivis große Motivation.

Das verbindet sie mit den jungen Leuten, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Auch sie werden vom SFD vermittelt und betreut. „Im Gegensatz zu den Zivis arbeiten die FSJlerinnen allerdings freiwillig“, weiß Swantje Köbsell, pädagogische Mitarbeiterin im SFD. Oft nutzen die zumeist weiblichen Freiwilligen die Zeit für ihre persönliche Orientierung.

Durch das Angebot des Freiwilligen Sozialen Jahres ist der SFD auch bei einer möglichen Abschaffung des Zivildienstes nicht von der Schließung bedroht. „Es wäre bloß eine Katastrophe für die Dienststellen“, glaubt Rheinländer, da den betroffenen Einrichtungen wichtige Arbeitskräft abhanden kämen.

ff